Eine europaweite Initiative zur Bekämpfung des Unfalltodes am Stauende
von Dieter Schäfer, Sprecher des Präventionsvereins „Hellwach mit 80 km/h e.V.“
Die Zahl der Unfalltoten in Deutschland sank in den Pandemiejahren 2020/21 um 596 auf einen Tiefststand. Das ist ein Minus von 20 Prozent. Die Zahl der toten Insassen von Güterkraftfahrzeugen stieg hingegen in diesem Zeitabschnitt um 60 Prozent auf 70 tote Fahrer. Der überwiegende Teil starb auf hoch belasteten Transitrouten an Stauenden vor Dauerbaustellen zu Spitzenverkehrszeiten. Wir wissen wo die Todesgefahr lauert. Wir wissen, zu welchen Zeiten sie erhöht ist. Wir wissen, warum es zum Unfall kommt und wir wissen, dass die Ursachen für den Unfalltod fast ausschließlich in der Ablenkung oder dem Sekundenschlaf zu suchen sind, weil der tödliche Einschlag ungebremst, also mit Anlauf und der Wucht von 40 Tonnen erfolgt. Sofort beenden kann das Sterben nur einer: der Fahrer!
Vielen fehlt es jedoch an einem vitalen Gefahrenradar. Es herrscht ein europaweites Fortbildungsdefizit hinsichtlich der Unfallrisiken, als auch hinsichtlich der Wirkungsweisen der im LKW verbauten Assistenzsysteme. Die Max Achtzig Idee 2022 stellt eine mehrsprachige illustrierte Aufklärungsbroschüre in den Mittelpunkt, die den Fahrer gezielt aufklärt. Sie ist Bestandteil des Max Achtzig Sicherheitsregisters für die Fahrerhandbücher der Transportunternehmen, welches in die Firmenphilosophie implementiert unfallreduzierend wirkt.
Aber der Fahrer braucht Rückhalt im Unternehmen, in Industrie und Handel, in der Politik und letztendlich auch in der Gesellschaft. Die Versorgung mit Gütern und die logistische Lieferkette können auch reißen. Ihr stärkstes, aber gleichzeitig schwächstes Glied ist der Fahrer. Er braucht Wertschätzung, aber auch das unmissverständlich vermittelte Bewusstsein, dass er 40 Tonnen Verantwortung transportiert. Unternehmen mit sozialer Nachhaltigkeit sind geeigneter, Stressoren für die Fahrer zu beseitigen. Sie können darüber hinaus mit der Einführung eines digitalen Rampenmanagements flexibler und damit für den Fahrer stressfreier Zeitfenster für Ladetätigkeiten managen.
Flankierend sind technische Maßnahmen geboten. Für Navigations-Apps muss ein universelles Gadget entwickelt werden, das mit nationaler Sprachausgabe bei Annäherung an ein Stauende aktiv warnt. Die Straßenbaulastträger müssen bei Einrichtung von Dauerbaustellen auf hoch belasteten Transitrouten den Einsatz von intelligenten, umsetzbaren Stauwarnanlagen als Standard planen, um den Verkehrsteilnehmer in Echtzeit vor einem Stauende zu warnen. Die Koppelung mit einem autonomen Geschwindigkeitsblitzer würde einem abgelenkten Fahrer im letzten Augenblick einen „Weckreiz“ geben.
Es sterben Deutsche, wie internationale Fahrer. Bei dem zunehmenden Fahrermangel sollten sich alle an der Supply Chain Beteiligten verpflichtet fühlen, die Max Achtzig Idee 2022 zu übernehmen und das Motto der Kampagne verinnerlichen:
Es ist Zeit für Veränderung – Zeit am Leben zu bleiben.