Der Weg in die grüne Zukunft ist eine Gemeinschaftsaufgabe

Die derzeitige geopolitische Situation und Energiekrise stellen uns seit einigen Monaten vor große Herausforderungen. Seit der Energiepreiskrise Ende 2021 als Folge des sprunghaften Anstiegs der Energiegroßhandelspreise mit dem Corona-Tief, unternimmt die Energiewirtschaft beachtliche Anstrengungen für die Versorgungssicherheit. Demnach rückt der Fokus auf Gasalternativen, um neben der Gewährleistung der Versorgung, die Ziele der Bundesregierung für eine erfolgreiche Energiewende zu unterstützen. Wir sehen uns als Gas-Experten und daher auch die Notwendigkeit einer breiteren Aufstellung und Diversifikation unserer Aufgabenbereiche, um den Weg in eine grüne Zukunft zu ebnen und aktiv voranzutreiben. Vor diesem Hintergrund hat unsere Muttergesellschaft VNG AG im Jahr 2017 den konzernübergreifenden Strategieprozess VNG 2030+ angestoßen, der aufzeigt, wie wir die Energiewende aktiv mitgestalten wollen. Innerhalb der letzten Jahre hat sich die VNG an mehreren Projekten beteiligt und eine gut fundierte Projektlandschaft geschaffen. Für eine erfolgreiche Transformation gilt es, diese stetig auszubauen.

In einigen Projekten befinden wir uns mittlerweile bereits in der ersten Umsetzungsphase. Wir unterstützen dabei neue Technologien und Prozesse grüner Energie, um diese bereitstellen, speichern und transportieren zu können.

Mit Blick auf die Versorgungssicherheit und Dekarbonisierung muss Deutschland auf Importe zurückgreifen, weshalb die VNG AG und die VNG Handel & Vertrieb GmbH ihre Geschäftsfelder Richtung Import und Produktion grüner Energieträger stetig erweitern.

Das deutsch-norwegische Wasserstoff-Projekt H2GE Rostock zielt beispielsweise auf den Erdgastransport aus Norwegen nach Rostock und der Wasserstoffversorgung Ostdeutschlands ab. Bei dem von VNG und Equinor angestrebten Verfahren wird Erdgas in Wasserstoff und CO2 gespalten. Ziel ist es, Technologien zur Abscheidung und Nutzung von CO2 bzw. zum Transport und zur sicheren On- und Offshore-Speicherung des Gases im industriellen Maßstab zu nutzen. Rostock, künftiger Drehpunkt für blauen Wasserstoff, soll eine Anlage mit einer Zielleistung von 1,3 Gigawatt und einer jährlichen Wasserstoff-Produktionskapazität von bis zu 230.000 Tonnen erhalten. Das entspricht fast 20% des derzeitigen deutschen Wasserstoffmarktes. Die Abtrennung und Verflüssigung von jährlich fast 2 Mio. Tonnen CO2 aus der Wasserstoffproduktion sowie die Verschiffung des verflüssigten CO2 von Rostock nach Norwegen stellen wichtige Projektelemente dar. Aktuell sprechen die Projektpartner u. a. mit der Politik vor Ort zur Standortfrage und entwickeln eine Roadmap, um die Hansestadt künftig zum Hub für dekarbonisierte Gase zu machen.

Ebenfalls über Rostock bereiten wir aktuell den Import großer Mengen grünen Wasserstoffs mittels Ammoniakschiffen vor. Hierbei kooperiert die VNG mit dem Projektentwickler Total Eren, welcher in Chile eine durch 10GW Onshore-Wind gespeiste 8GW Elektrolyse-Anlage und die entsprechende Ammoniaktransportinfrastruktur errichtet. Wir, als VNG Handel & Vertrieb, beschäftigen uns in den kommenden Monaten insbesondere mit der Übernahme des Ammoniaks in Deutschland sowie den Vertriebsaussichten im Osten Deutschlands. Im Rahmen des Wasserstoff-Importprojektes verstehen wir uns hierbei als Aggregator der verschiedenen Quellen dekarbonisierten Wasserstoffs und legen zusätzlich zu blauen und grünen Importprojekten den Fokus auf die regionale Erzeugung grünen Wasserstoffs.

Für das Gelingen der Energiewende in Deutschland geht derzeit das Referenzprojekt Energiepark Bad Lauchstädt in die Umsetzungsphase. Als gemeinsame Projektpartner sind die VNG Handel & Vertrieb GmbH und Uniper bestrebt, die Aktivitäten der Erzeugung und Vermarktung von grünem Wasserstoff in einem Joint Venture zu bündeln. Für die erforderliche Elektrolyse am Standort Bad Lauchstädt wurde als regionaler Partner das Dresdner Unternehmen Sunfire GmbH für den Bau einer alkalischen 30MW Elektrolyse-Anlage beauftragt, welche in Bezug auf die erzeugte Menge an Wasserstoff eine signifikante Größe im industriellen Maßstab aufweist. Im Energiepark Bad Lauchstädt soll mithilfe des Elektrolyseurs und grünem Strom aus einem nahegelegenen Windpark grüner Wasserstoff produziert werden. Dieser soll über eine umzuwidmende ca. 20 Kilometer lange Gasleitung der ONTRAS Gastransport GmbH der chemischen Industrie im benachbarten Leuna zugeführt werden. In einer zweiten Phase des Projektes soll der hergestellte grüne Wasserstoff in einer eigens dafür ausgestatteten 180 Meter hohen Salzkaverne der VNG Gasspeicher GmbH zwischengespeichert werden. In Anbetracht dieser hervorragenden infrastrukturellen Voraussetzungen ist Bad Lauchstädt ein idealer Standort, um die komplette Wasserstoff-Wertschöpfungskette im industriellen „Reallabor-Status“ umzusetzen und den inländischen Markthochlauf aktiv mitzugestalten.

Unterstützend für die Entwicklung einer grünen Wasserstofferzeugung im industriellen Maßstab unserer Heimatregion Mitteldeutschland dient das Projekt GreenRoot zwischen der VNG AG und HyCC. Projektaufgabe ist einerseits die Durchführung einer Studie über die technische Machbarkeit und das Potenzial der Erzeugung von grünem Wasserstoff zur Dekarbonisierung der Industrie. Andererseits ist das Ziel, in den nächsten drei bis fünf Jahren ein oder mehrere Elektrolyseprojekte mit einer signifikanten Erzeugungskapazität im dreistelligen MW zu entwickeln. Mitteldeutschland, als bedeutender Chemiestandort, ist hierfür ein idealer Standort und damit ein potenziell wichtiger Markt für grünen Wasserstoff. Mit diesem Projekt machen wir gemeinsam mit unseren Partnern einen weiteren wichtigen Schritt von Erdgas in Richtung grüner und dekarbonisierter Gase.

Neben der Erzeugung müssen natürlich auch Transport und Anwendungsgebiete erprobt werden. Mittels der Vernetzung weiterer Wasserstoffprojekte und -regionen soll ein nachhaltiges Entwicklungspotenzial und Versorgungssicherheit weit über die Region hinaus geschaffen werden. Basis stellt der Beitritt der VNG dem Leipziger LHyVE-Verbund dar. LHyVE steht für „Leipzig Hydrogen Value Chain for Europe“ und hat sich zum Ziel gesetzt, die gesamte Wasserstoffwertschöpfungskette in und um Leipzig abzubilden. Die Konsortialpartner L-Gruppe, EDL Anlagengenbau GmbH und ONTRAS Gastransport GmbH fokussieren sich auf Nutzung, Erzeugung und Transport von grünem Wasserstoff. Das Projektvorhaben zielt auf die Transformation der Erzeugung von konventioneller zu dekarbonisierter Wärme ab, indem das Heizkraftwerk Süd vollständig auf Wasserstoff umgestellt wird. Das Gasturbinenkraftwerk ist bereits H2ready. VNG wird in Zukunft die Wertschöpfungskette komplementieren und mit dem Teilvorhaben LHyVE-Flexibilisierungen für Speicherung, Handel und Import von grünem Wasserstoff sorgen.

Die Implementierung unserer Dekarbonisierungsstrategie bringt eine Vielzahl an neuen Themen und Informationen mit sich. Um diese erfolgreich zu bewältigen und gezielt koordinieren und moderieren zu können, haben wir bei der VNG Handel & Vertrieb ein internes Green Team etabliert. Wir bündeln somit die Expertise und treiben gemeinsam die verschiedensten Projekte rund um die klimaneutralen wasserstoffbasierten Moleküle voran. Um unsere gesamte Organisation auf den Weg der grünen Transformation mitzunehmen, wurde beispielsweise ein unternehmensinterner Podcast gelauncht, welcher den Mitarbeitenden des VNG-Konzerns spannende Einblicke in die verschiedenen grünen Themen und Projekte gibt. Ich bin dankbar für das hohe Engagement unserer Kolleginnen und Kollegen, die Energiewende aktiv umzusetzen und blicke zuversichtlich in die Zukunft.