Der Gesundheitsstandort Deutschland steht am Scheideweg

moisa

Advertorial

Artikel aus dem Handelsblatt Journal HEALTH vom 07.11.2023

Die Gesundheitsbranche steckt in einer Vertrauenskrise, die auch die Versorgungssicherheit gefährdet. Warum das so ist und worauf es jetzt ankommt, erläutert Heinrich Moisa, Vorsitzender der Geschäftsführung von Novartis Deutschland.

Herr Moisa, wie geht es dem Standort Deutschland aktuell?

Wir haben eine lebendige Forschungslandschaft und dank starker Hochschullandschaft exzellent ausgebildete Fachkräfte – das sind eigentlich fantastische Voraussetzungen für einen Gesundheitsstandort. Die industrielle Gesundheitswirtschaft in Deutschland schafft rund 1 Mio. Arbeitsplätze und eine Bruttowertschöpfung von über 100 Mrd. Euro (2022). Doch vieles steht derzeit auf dem Spiel.

Warum?

Eine erfolgreiche Gesundheitspolitik ruht neben guten Bedingungen für die Forschung auf zwei weiteren Grundpfeilern: Erstens eine flächendeckende Versorgung, die Patient:innen schnellen und sicheren Zugang zu den besten Arzneimitteln bietet. Zweitens die Möglichkeit, dass Unternehmen erfolgreich wirtschaften können. Diese Säulen sind allerdings durch den aktuellen politischen Kurs und die resultierende Finanzreform der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) stark ins Wanken geraten.

Diese neuen Regulierungen verpflichten Hersteller zu weiteren/höheren Abschlägen für Arzneimittel …

… und haben damit das Vertrauen in getroffene Vereinbarungen und in die Verlässlichkeit hierzulande grundlegend erschüttert. Stellen Sie sich vor, Sie verhandeln mit einem Vertragspartner, es geht lange hin und her, schließlich haben Sie sich auf einen Preis geeinigt. Und dann werden vom vereinbarten Preis – von einer Seite, die gar nicht Teil der Verhandlungen war, sondern dieses Mandat übergeben hat – plötzlich und willkürlich noch einmal fünf, zehn oder gar mehr als 20 Prozent einbehalten.

Dass dies Folgen hat für das erfolgreiche Wirtschaften, ist klar – inwieweit aber ist die Patientenversorgung davon betroffen?

Laut dem Verband forschender Arzneimittelhersteller sind in diesem Jahr bis zum 15. August lediglich 20 neue Arzneimittel auf den Markt gebracht worden. Das sind 15 Prozent weniger als im Durchschnitt der fünf Vorjahreszeiträume. 30 Arzneimittel unterliegen wegen des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes dem Risiko, in den kommenden zwei Jahren nicht in die Versorgung zu kommen. 13 weitere Arzneimittel werden hierzulande deutlich verzögert oder gar nicht in die Versorgung kommen. Und fünf Zulassungen werden in der EU gar nicht angestrebt. Damit laufen wir Gefahr, dass wichtige Innovationen nicht bei unseren Patient:innen ankommen.

Wie lässt sich diese Fehlentwicklung korrigieren?

Der Gesundheitsstandort Deutschland befindet sich am Scheideweg. Viel Vertrauen ist verloren gegangen. Es muss dringend wiederhergestellt werden. Deutschland stand einmal für Sicherheit – Planungssicherheit und Rechtssicherheit. Die Reform zu korrigieren, wäre ein wichtiger Schritt. Aber um wirklich zukunftsfähig zu werden, bedarf es eines umfassenden Dialogs aller Beteiligten. Die Unternehmen wollen Patient:innen helfen und damit wirtschaftlich erfolgreich sein. Die Gesetzliche Krankenversicherung will eine gute Versorgung anbieten und muss mit den Versichertenbeiträgen haushalten. Und die Politik will die Gesundheitsversorgung in Deutschland weiter verbessern. All das ist doch zu großen Teilen deckungsgleich!

Wie könnte ein solcher Dialog aussehen?

Ein erster Schritt in die richtige Richtung ist mit der Industriestrategie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz gemacht. Die pharmazeutische Industrie sollte nicht primär als Kostenfaktor gesehen werden. Sie muss vielmehr als komplexes Wertschöpfungssystem – von Forschung über Produktion bis Versorgung – wahrgenommen werden, denn sie strahlt so stark wie keine andere Branche in die Wirtschaft aus: Jeder Euro, der mit der Produktion von Medikamenten erwirtschaftet wird, führt zu zwei weiteren Euro Wertschöpfung in anderen Bereichen.

Zugleich sind wir ein zentraler Motor für medizinischen Fortschritt. Unser Unternehmen investiert z. B. jeden fünften Euro, den es einnimmt, wieder in die Forschung und Entwicklung. Wenn erfolgreiche Prävention und erfolgreiche Medizin – und darum geht es doch allen! – so honoriert werden, dass das Ergebnis zählt, dann werden wie von selbst die Weichen in die richtige Richtung gestellt.

novartis.de

Viel Vertrauen ist verloren gegangen. Es muss dringend wiederhergestellt werden.

Heinrich Moisa Vorsitzender der Geschäftsführung Novartis Deutschland
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