Advertorial Artikel aus dem Handelsblatt Journal Energiewirtschaft vom 28.08.2025
Jahrzehntelang war Versorgungssicherheit selbstverständlich. Doch heute schrumpft mit dem Ende der Kernkraft und dem schleichenden Kohleausstieg die Zahl steuerbarer Kraftwerke – bei gleichzeitig steigendem Strombedarf. Die Folge: Eine strukturelle Lücke im System. Der ERAA-Report sieht Deutschland ab 2028 in der Spitzengruppe europäischer Risikoländer. Und eine PwC-Studie prognostiziert für das Jahr 2040 eine potenzielle Unterdeckung von bis zu 5.000 Stunden – das entspricht rund 25 Gigawatt Leistung oder etwa 50 Großkraftwerken. Ein Alarmzeichen.
Das Problem ist bekannt, gelöst ist es nicht. Das Stromsystem braucht jederzeit verfügbare Leistung. Doch im heutigen Markt wird diese Vorhaltung kaum honoriert. Investitionen in flexible, regelbare Kraftwerke rechnen sich selten, weil das Strommarktdesign vor allem kurzfristige Einspeisung vergütet. Und so stocken Planungen, notwendige Neubauten bleiben aus. Um diese strukturelle Schieflage zu beheben, braucht es neue marktliche Anreize.
Kapazitätsmarkt als Schlüssel
Einige europäische Länder haben bereits reagiert und Kapazitätsmärkte eingeführt, um gezielt in Versorgungssicherheit zu investieren. Deutschland sollte daraus lernen. Ein Kapazitätsmechanismus würde helfen, die nötigen Investitionen auszulösen, bevor es zu spät ist. Denn je später gebaut wird, desto länger bleiben veraltete Anlagen im Einsatz – und desto höher werden die Strompreise bei Knappheit.
Wind und Photovoltaik, Speicher und Netze werden zwar ausgebaut, doch das reicht nicht. Batteriespeicher helfen, aber nicht bei langen Dunkelflauten. Es braucht aus Gründen der Dimensionen und der Ökonomie Reservekapazitäten auf Gas-, perspektivisch auf Wasserstoffbasis.
Überfällige Weichenstellung
Unternehmen wie die Steag Iqony Group planen solche Gaskraftwerke. Doch die Realisierung wird Jahre dauern – bislang gibt es keine konkreten Ausschreibungsdaten, keine beihilferechtliche Freigabe aus Brüssel, keine verlässlichen technischen und wirtschaftlichen Leitplanken.
Bis die neuen Anlagen verfügbar sind, tragen die Kraftwerke in der Netzreserve bedeutend zur Netzstabilität bei. Auch ihr zusätzlicher gezielter Einsatz bei extremen Preisspitzen wäre sinnvoll: temporär, marktkonform und vor allem auch die Verbraucher entlastend.
Die Strukturkrise lösen können aber nur neue Kraftwerke. Versorgungssicherheit ist kein Nebenaspekt der Energiewende – sie ist ihre Voraussetzung. Die Politik muss jetzt handeln: mit schnelleren Verfahren, klarem Marktrahmen und schließlich mit einem technologieoffenen Kapazitätsmechanismus.
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