Kann Wiederverwendung Ihr Erfolgsschlüssel in einer Kreislaufwirtschaft sein?

Chemieunternehmen können die Kreislaufwirtschaft nutzen, um langfristige Werte zu schaffen, die einen erheblichen sozialen und ökologischen Nutzen bringen

In den letzten fünf Jahrzehnten hat sich die Weltbevölkerung verdoppelt und die Entnahme natürlicher Ressourcen verdreifacht.* Wenn sich die gegenwärtigen Trends fortsetzen, wird sich der weltweite Ressourcenverbrauch bis 2060 noch einmal mehr als verdoppeln und die Treibhausgasemissionen werden um 43 % steigen.1 Gegenwärtig produziert die Menschheit – alle 7,8 Milliarden von uns – jedes Jahr etwa 2 Milliarden Tonnen Abfall, was etwa 256 Kilogramm pro Person entspricht.

Dieses Tempo des Ressourcenverbrauchs droht jene Grenzen unseres Planeten zu verletzen, die den sicheren Betriebsraum für die Menschheit innerhalb der irdischen Systeme definieren. Regierungen, Unternehmen, Investoren und Verbraucher sind sich inzwischen weitgehend einig: Wenn die Menschheit überleben soll, müssen wir lernen, innerhalb dieser planetarischen Grenzen nachhaltig zu leben.

Auch wenn diese Bestrebungen geteilt werden, wird ein Großteil der zur Erreichung dieses Ziels erforderlichen Arbeit auf den Schultern der Unternehmen lasten, die das Wirtschaftswachstum vom Verbrauch endlicher Ressourcen abkoppeln müssen. Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, besteht darin, die alten linearen Wertschöpfungsketten (nach dem traditionellen „Take – make – waste“-Modell) durch Kreisläufe zu ersetzen, bei denen Produkte und Materialien auf Einzelteil-, Komponenten- oder Molekülebene in Gebrauch bleiben.

Abb. 1: Circular Economy – alte Realität vs. neue Realität

Abb. 1: Circular Economy – alte Realität vs. neue Realität

Chemieunternehmen können eine entscheidende Rolle dabei spielen, die Entwicklung dieser Kreislauf-Wertschöpfungsketten voranzutreiben und so das Wachstum echter Kreislaufwirtschaften zu ermöglichen. Das Innovationstempo zieht bereits an: Viele Chemiehersteller erproben neue Modelle für das „Leasing“ von Chemikalien, fortschrittliche Recyclingtechnologien für die Wiederverwendung von Kunststoffen und die Umwandlung fester Abfälle in Wasserstoff.

Die Unternehmen müssen jedoch auch nachweisen, dass diese Pilotprojekte in großem Maßstab wirtschaftlich tragfähig sind – und dies erfordert erhebliche langfristige Investitionen in Forschung und Entwicklung, den Ausbau der Infrastruktur, die Zusammenarbeit mit neuen vor- und nachgelagerten Akteuren und eine nachweisbare Kapitalrendite.

Chemieunternehmen, die sich jetzt aktiv um Innovationen im Bereich der Kreislaufwirtschaft bemühen und diese kurz-, mittel- und langfristig in ihre Wachstumsstrategien integrieren, sind gut positioniert, um vom wachsenden Interesse und den Investitionen von Regierungen, Regulierungsbehörden und sogar Verbrauchern zu profitieren. Unternehmen, die in diesem Bereich hinterherhinken, laufen Gefahr, von Konkurrenten abgehängt zu werden, die durch die Auswahl gleichgesinnter Partner in der Wertschöpfungskette und den Aufbau neuer Lieferketten Erstanbietervorteile erzielen.

* Gemäß dem Rahmenwerk des Embankment Project for Inclusive Capitalism, initiiert und mitgeleitet von Ernst & Young Global Limited in Zusammenarbeit mit der Coalition for Inclusive Capitalism

  1. „International Resource Panel (IRP) Global Resources Outlook 2019“ (Materialien umfassen Biomasse, fossile Brennstoffe, Metalle und nichtmetallische Mineralien, während natürliche Ressourcen alle Materialien sowie Wasser und Land umfassen)