Warum Cybersecurity nicht nur Aufgabe der IT ist

Schadsoftware legt ganze Werke lahm, Maschinen werden über unsichere Steuerungen manipuliert, digitale Lieferketten kollabieren nach einem Hackerangriff. Diese Szenarien machen klar: Cybersecurity ist kein reines IT-Thema mehr. Sie entscheidet über die Stabilität ganzer Wertschöpfungsketten. Worauf es dabei ankommt, erklärt Cybersecurity-Experte Tobias Margarit, Managing Director der Diconium Group GmbH im Gespräch mit der Handelsblatt Journal Redaktion.

Herr Margarit, warum wird der Schutz der Cybersecurity in der Industrie immer mehr zur Schlüsselaufgabe?

Ob smarte Roboter, cloudbasierte Wartung oder digitale Lieferketten: Die zunehmende Vernetzung der Industrie eröffnet völlig neue Angriffsflächen. Mit jeder neuen Schnittstelle (API) wächst das Sicherheitsrisiko. 85 Prozent aller dokumentierten Attacken erfolgen heute bereits remote. Die Folgen reichen von Datenklau und Betrug bis hin zu Ransomware, die ganze Plattformen lahmlegen kann. In der Praxis verursachte ein einziger Angriff bereits Schäden von einer Milliarde Euro – und das in nur drei Wochen.

Wie gut ist die Industrie auf diese neue Realität vorbereitet?

Die Industrie ist sich der wachsenden Bedrohung zunehmend bewusst, aber viele Bereiche stehen noch am Anfang. Nehmen wir zum Beispiel die Automobilindustrie: Drei von vier Automotive-Unternehmen schätzen die derzeitige Bedrohungslage laut einer aktuellen Diconium-Studie als „hoch“ oder „sehr hoch“ ein. Doch nicht einmal die Hälfte der Unternehmen glaubt, Angriffe zuverlässig abwehren zu können. In anderen Branchen sieht es nicht viel besser aus. Cybersicherheit wird zunehmend zur strategischen Kernaufgabe der Industrie.

Proaktive Sicherheit erfordert in der Industrie mehrschichtige Lösungen.

Tobias MargaritManaging Director der Diconium Group GmbH

Wie können sich Unternehmen konkret vor Cyberangriffen schützen?

Proaktive Sicherheit erfordert in der Industrie mehrschichtige Lösungen, die API-Sicherheit, Cloud-Security und Systemsicherheit vereinen. Diese schützen Schnittstellen, Datenströme und Hardware durch kontinuierliche Authentifizierung. Hinzu kommt: Unternehmen sollten nicht erst auf einen Angriff warten. Künstliche Intelligenz kann schon heute Anomalien erkennen und Bedrohungen vorhersagen. Ziel muss es sein, Angriffe abzuwehren, bevor sie Schaden anrichten können. Sicherheit muss Teil der Prozessplanung sein, kein nachgelagertes Add-on.

Vielen Dank für das Gespräch.

diconium.com

Bild: © Diconium

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