Vom Molekül zur optimalen Versorgung – Was KI verändert für Forschung, Entwicklung und Innovation

Die Digitalisierung kann unser Gesundheitssystem stärken und für die Zukunft wappnen. Wir müssen hier viel schneller werden, meint Heinrich Moisa, Vorsitzender der Geschäftsführung von Novartis Deutschland

Wir haben eine gemeinsame Vision, die Gesundheitsversorgung zu verbessern. Stellen wir uns vor, wir könnten Patient*innen deutlich schneller und besser mit innovativen Therapien versorgen, die noch individualisierter auf die jeweiligen Bedürfnisse zugeschnitten sind. Stellen wir uns vor, dass wir die Zeit bis zur Marktreife eines neuen Medikaments um Jahre verkürzen könnten. Und stellen wir uns vor, dass wir gleichzeitig die Kosten für die Gesundheitsversorgung senken könnten.

Was nach einer kühnen Zukunftsvision klingt, ist eigentlich gar nicht so weit entfernt – wenn wir jetzt handeln – und das ist entscheidend! Gesundheitsdaten, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI) ermöglichen neue Herangehensweisen und Lösungsansätze für verschiedene medizinische Herausforderungen. Die digitalen Technologien haben das Potenzial, den Fortschritt in der Medizin entlang des gesamten Entwicklungs- und Lebenszyklus von Medikamenten signifikant voranzutreiben – von der Wirkstoffsuche, über die klinische Forschung und Entwicklung und die zielgerichtete Anwendung von Therapien bis hin zur Versorgungsinfrastruktur.

Die Ergebnisse wären eine kürzere Entwicklungsdauer von Medikamenten, ein höherer Nutzen für Patient*innen in klinischen Studien, noch individuellere und wirksamere Therapien sowie flächendeckende Versorgungsnetzwerke.

Gleichzeitig kann Digitalisierung den Arbeitsalltag erheblich erleichtern und die Effizienz steigern – und damit die Kosten eindämmen und Druck aus dem finanziell unter Spannung stehenden Gesundheitssystem nehmen.

Beispiele aus der Praxis

Wie Gesundheitsdaten, Digitalisierung und KI zu bahnbrechenden Katalysatoren – sogar Game Changern – werden können, zeigen bereits Beispiele aus der Praxis, an denen wir bei Novartis gemeinsam mit unseren Partnern arbeiten:

Um die Medikamentenentwicklung zu beschleunigen, nutzen wir prädiktive und generative KI-Modelle. Sie ermöglichen es uns, schneller die richtigen Ansatzpunkte für Therapien und die besten Moleküle zur Wirkstoffentwicklung zu finden.

Damit wir schnellere klinische Studienergebnisse, aussagekräftigere Daten und früheren Zugang zu neuen Therapien für alle erreichen, entwickelt Novartis zum Beispiel gemeinsam mit der Universität Erlangen-Nürnberg digitale Zwillinge – das sind virtuelle

Abbilder von Patient*innen – für eine digitale Kontrollgruppe in einer onkologischen klinischen Studie.

In einem weiteren Projekt geht es um eine Optimierung der Medikamentendosierung. Dazu generieren wir mit Hilfe von KI und Real-World-Daten „Was wäre wenn?“-Szenarien, um so die Therapien für Patient*innen individuell optimieren zu können.

In der Versorgung wollen wir als Partner des Bayerischen Innovationsbündnisses gegen Krebs bei Brustkrebspatientinnen die Vor- und Nachsorge verbessern. Wir wollen unter anderem erreichen, dass Risikofaktoren für ein Brustkrebsrezidiv besser identifiziert werden können. Dazu hat das Bündnis im Rahmen des vom bayerischen Gesundheitsministerium geförderten Projekts „digiOnko“ ein Versorgungsmodell für diese Patientinnengruppe entwickelt. Es umfasst den Ausbau der digitalen Gesundheitsinfrastruktur und die Förderung eines vernetzen Gesundheitsökosystems – die Methoden der digitalen Medizin und reale Betreuungsstrukturen greifen hier sehr gut ineinander.

Potenziale von Daten, Digitalisierung und KI

Diese Projekte sind große Schritte in die Zukunft. Nicht nur in eine Zukunft der besseren Gesundheitsversorgung. Sondern auch in die Zukunft einer Gesundheitsversorgung, die bezahlbar ist: Durch Daten und Digitalisierung sind laut einer McKinsey-Studie jährliche Kostenersparnisse von über 40 Milliarden Euro möglich.

Es gibt also enorme Potenziale, Menschenleben zu retten, die Versorgung zu verbessern und Kosten zu sparen. Doch noch kratzen wir nur an der Oberfläche dessen, was KI möglich machen kann. Denn bislang können wir nur zu einem kleinen Teil die Schätze bergen, die in den Patient*innendaten, in der Digitalisierung liegen.

Von der enormen Menge an Daten, die im Gesundheitswesen erzeugt werden, bleiben 97% ungenutzt! Es gibt zu viele Hindernisse. Dieses Problem ist seit längerer Zeit bekannt, aber bisher hat sich wenig – viel zu wenig – getan, um diese zu beseitigen. Es wird Zeit, dass wir sehr viel schneller und konsequenter ins Handeln kommen!

Die Digitalisierung muss weiter ausgebaut werden. Verlässliche Strukturen müssen sicherstellen, dass die Daten umfassend, zugänglich und interoperabel sind.

Die Einführung der elektronischen Patientenakte, kurz ePA, ist dabei nur eine von vielen Weggabelungen. Die ePA birgt – kombiniert mit pseudonymisierten GKV-Daten – einen großen, wertvollen Pool an Gesundheitsdaten. Sie müssen – unter Berücksichtigung des Datenschutzes, wichtig! – auch zugänglich sein für die Forschung!

Es ist dringend an der Zeit, dass wir aktiv werden, denn das Zeitfenster schließt sich. Deutschland läuft Gefahr, an Innovationskraft zu verlieren und das Gesundheitssystem weiter zu überlasten. Wir müssen endlich echte, spürbare Verbesserungen in Richtung Digitalisierung auf den Weg bringen und zügig umsetzen, bevor es zu spät ist! Packen wir es an, denn Daten retten Leben!