Vier Werte für den Erfolg

Transparenz, Vertrauen, Flexibilität und Konsequenz: Die Klassiker guter Unternehmensführung entscheiden in Zeiten wie diesen mehr denn je über Erfolg und Misserfolg. Es lohnt sich, die Werte tatsächlich mit Leben zu füllen – denn es winken stabilere Zahlen selbst im Angesicht einer Pandemie.

Die Folgen der Pandemie, die Engpässe bei manchen Rohstoffen und Bauteilen, die Stabilität internationaler Lieferketten: Es sind stürmische Zeiten, denen sich viele Unternehmen und Branchen aktuell stellen müssen. Wer aber hat eigentlich behauptet, die Arbeit als Managerin mache nur Spaß, wenn die See ruhig ist? Wie also gelingt das: als CFO seinen Beitrag dazu zu leisten, ein Unternehmen sicher und mit Erfolg durch diese unsicheren Zeiten zu führen? Offen  gesagt: Schon bevor Corona über die Weltwirtschaft kam, war die Situation bei LEONI nicht eben einfach. Aber dann auch noch eine Pandemie?

Und doch ist nicht passiert, was manche Beobachter vielleicht erwartet hätten. Im Gegenteil: Trotz der plötzlichen erheblichen Mehrbelastungen, die die Pandemie auch für LEONI mit sich gebracht hat, steht das Unternehmen heute insgesamt deutlich stabiler da als vor gut eineinhalb Jahren. Und so viel sei an dieser Stelle bereits verraten: Mit Zufall hat das nichts zu tun.

Alle, die zur Stabilität des Unternehmens beitragen, werden regelmäßig von uns informiert.

Der Trick ist, sie auch zu leben
LEONI mit Zentrale in Nürnberg beschäftigt weltweit rund 100.000 Menschen. Wichtigster  Abnehmer unserer Kabel und Bordnetzsysteme ist die Automobilindustrie. Unsere Erfahrung ist, dass in Zeiten wie diesen vier Werte mehr denn je über Erfolg oder Misserfolg entscheiden: Transparenz. Vertrauen. Flexibilität. Und Konsequenz. Das mag als Heilmittel fast schon zu einfach klingen. Tatsächlich sind dies eigentlich Klassiker der guten Unternehmensführung, oder sollten es zumindest sein. Nur reicht es leider nicht, diese Werte schnell in irgendein Papier zu schreiben und an die Wand zu pinnen. Der Trick ist, sie auch zu leben.

Ein Unternehmen mit Wachstumsschmerzen
Als ich vor zwei Jahren bei LEONI anfing, kam ich in ein Unternehmen, das an immensen Wachstumsschmerzen litt. Noch zur Jahrtausendwende  lag der Konzernumsatz unter einer Milliarde Euro. Zuletzt waren es trotz der Corona-Belastungen über vier Milliarden Euro. Eine so rasante Entwicklung aber birgt das Risiko, dass die internen Strukturen nicht schnell genug mitwachsen, um diese Erfolge dann auch nachhaltig  abzusichern. So konnte LEONI das Wachstum zum Beispiel nicht hinreichend mit erfahrenen Projektcontrollern kapazitiv begleiten. Das war ein unbefriedigender Zustand. Daher war eine der ersten Veränderungen, die wir nach meinem Wechsel zu LEONI angestoßen haben, die Transparenz in unseren Finanzsystemen zu jedem Zeitpunkt zu verbessern. Wir haben zum Beispiel eine rollierende 13-Wochen-Liquiditätsvorschau in der direkten Methode auf den Weg gebracht, die wir durch Abweichungsanalysen zu Beginn wöchentlich, nun monatlich prüfen und steuern. Diese Vorschau haben wir außerdem mit der indirekten Cash-Flow-Planung aus dem 12-Monate-rollierenden Forecast-Prozess verheiratet. Wer sich damit auskennt, weiß: Das ist keine Selbstverständlichkeit angesichts der unterschiedlichen Methodiken beider Planungswerke.

Regelmäßige Reportings für die Stakeholder
Eine zu geringe Transparenz ist schon in guten Zeiten schwierig. In unsicheren Zeiten wie derzeit ist sie erst recht ein No-Go. Daher war es kein Nachteil, dass LEONI an dieser Stelle schon deutliche Fortschritte erzielt hatte, als im Frühjahr 2020 die Corona-Pandemie über uns kam.

Transparenz aber ist nicht nur ein Thema, das entscheidend dazu beiträgt, alle notwendigen Daten stets schnell und zuverlässig bei der Steuerung durch eine akute Krise vorliegen zu haben. Transparenz ist auch ein Grundprinzip im Umgang mit allen Stakeholdern.

Schon bessere Berichtsstandards können hier den Unterschied machen. Unsere Banken, die Warenkreditversicherer, die Pensionsfonds, unsere Partner:innen für Factoring oder Sale & Lease-Back, unsere wichtigen Kund:innen: Alle, die zur Stabilität des Unternehmens beitragen, werden regelmäßig von uns informiert. Auch darüber, wie die jeweiligen Finanzdaten gesammelt, geprüft und analysiert werden.

Sagen, was ist
Das Tolle ist: Eine hohe Transparenz in den Prozessen zahlt gleichzeitig auf den zweiten wichtigen Wert in unsicheren Zeiten ein: das Vertrauen. Das bedeutet: Reden und ehrlich sein. Sagen, was ist! Sei es im direkten Austausch oder im dicken Geschäftsbericht. Auch, wenn das nicht immer leichtfällt.

Bei LEONI hat uns gerade im vergangenen Corona-Jahr das gegenseitige Vertrauen zwischen uns und unseren teils sehr langjährigen Partner:innen entscheidend mit durch die Pandemie getragen. Egal, ob Lieferant:innen oder Kund:innen, ob Banken oder Wirtschaftsprüfer:innen,  ob Aktionär:innen, Mitarbeiter:innen oder Ansprechpartner:innen in der Politik: Wir nehmen alle auf unserem Weg mit.

Flexibilität lässt sich planen
Was schon zum dritten großen Wert in unsicheren Zeiten führt: immer schön flexibel bleiben. Das Spannende ist: Flexibilität lässt sich planen. Bei LEONI zum Beispiel denken wir immer in Szenarien. Wie entwickelt sich die Versorgungslage bei wichtigen Rohstoffen? Wie würden sich Veränderungen im regulatorischen Umfeld auswirken? Was wäre der worst case?

Wir wollen immer mehr als nur einen konkreten Plan in der Tasche haben, unsere Ziele zu erreichen. Ja, das macht Mühe. Aber so können wir auch auf plötzliche Entwicklungen schnell und eben flexibel reagieren.

Hilfe einholen als Zeichen der Stärke
An dieser Stelle möchte ich einmal ausdrücklich den Gesetzgeber loben. Als Unternehmen ist man nicht immer glücklich über alles, was im Bund oder in den Ländern entschieden wird. Gerade in der Pandemie aber hat die deutsche Politik schnell reagiert. Kurzarbeit,  Großbürgschaftsprogramme, der Wirtschaftsstabilisierungsfonds: In diesen intensiven Zeiten hat uns auch die Flexibilität anderer geholfen.

Ebenso kann die Unterstützung von externen Beratern eine große Hilfe sein. Sie unterstützen in der Szenarien-Planung oder verstärken mit ihrem Netzwerk noch einmal unsere Schlagkraft. Es ist ein Zeichen von Stärke, sich speziell in unsicheren Zeiten auch externe Hilfe ins Team zu holen – und nicht an der falschen Stelle zu eitel oder gar zu stolz zu sein.

Transparenz, Vertrauen, Flexibilität: Drei der vier großen Werte in unsicheren Zeiten wären damit beisammen Ohne den letzten in unserem Erfolgs-Quartett aber bliebe alles Schaffen unvollendet: die Konsequenz.

Worte sind schön, ohne Taten aber wertlos
Durch die von Vertrauen geprägte Zusammenarbeit und die Flexibilität aller Beteiligten ist es LEONI im Frühjahr 2020 gelungen, die Durchfinanzierung bis Ende 2022 abzusichern. Das aber wäre nie möglich gewesen, wenn wir nicht schon vorher Maßnahmen zur Stabilisierung der Geschäftsentwicklung konsequent umgesetzt hätten.

Ich denke hierbei besonders an unser Anfang 2019 aufgelegtes Performance- und Strategieprogramm VALUE 21 mit seinen vier Säulen Performance, Portfolio, Cash vor Wachstum und Organisation. So haben wir dank unserer Konsequenz heute schon Maßnahmen umgesetzt, die ab 2022 Bruttokosteneinsparungen von über 650 Millionen Euro versprechen. Das ist schon jetzt weit mehr als das anfängliche Ziel von 500 Millionen Euro.

Worte sind schön – ohne nachfolgende Taten aber wertlos. In der öffentlichen Wahrnehmung wird der Umsetzung von Programmen und Maßnahmen mitunter nicht die Anerkennung geschenkt wird, die ihr gebührt. Wir aber achten bewusst auf die konzentrierte und  konsequente Umsetzung aller notwendigen Maßnahmen, um das Unternehmen in unsicheren Zeiten zu stabilisieren.

Nicht alles ist gut. Aber vieles besser
Und unsicher werden sie voraussichtlich noch eine Weile bleiben, die Zeiten – davon ist auszugehen. Uns ist klar, dass weitere Risiken bestehen. Wie sagte es unser CEO Aldo Kamper kürzlich: „Es ist noch nicht alles wieder gut. Aber doch vieles schon wieder besser!“

Es wird für jeden Finanzvorstand also auch in Zukunft darauf ankommen, größtmögliche Transparenz zu garantieren, Vertrauen zu pflegen, jederzeit flexibel reagieren zu können – und das alles mit großer Konsequenz. Ja, das ist mitunter mühsam. Und nein, das geht nicht ohne Widerstände. Es bleibt harte Arbeit. Aber eine, die sich auszahlt.

Wir wollen immer mehr als nur einen konkreten Plan in der Tasche haben, unsere Ziele zu erreichen.

Ingrid Jägering, Mitglied des Vorstands (CFO) und Arbeitsdirektorin, LEONI AG

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