Die Stahlindustrie in Deutschland steht gegenwärtig vor immensen Herausforderungen: Ehemals verlässliche Abnehmerbranchen stecken in der Krise, der Anteil an importiertem Stahl wächst, hohe Energie- und Gaspreise belasten die hiesige Produktion. Hinzu kommt ein massiver Investitionsbedarf, um die CO2 -Emissionen bei der Produktion von Stahl in Deutschland zu reduzieren. Zölle und Tarife erschweren Exporte, bestehende Überkapazitäten erhöhen Kosten und bergen Risiken bei Marktschwankungen. Die Liste ist lang.
EU Green Deal nach wie vor nicht in trockenen Tüchern
Mit dem EU Green Deal – bestehend aus „Fit for 55“, dem EU-Emissionshandel ETS und dem CO2-Grenzausgleichsmechanismus („CBAM“) – wurde ein regulatorischer Rahmen geschaffen, der einerseits über das Gelingen oder Scheitern von Geschäftsmodellen entscheiden kann, andererseits aber jedoch immer noch Änderungen und Anpassungen unterliegt, wodurch eine verlässliche Planung der konkreten Transformationsschritte für die Unternehmen erschwert wird. Vor diesem Hintergrund sind zahlreiche Investitionen zur Dekarbonisierung in der Stahlindustrie verschoben worden. Der dringend notwendige Übergang zu einer klimafreundlichen und wettbewerbsfähigen Produktion in Deutschland wird dadurch erschwert, wenn nicht sogar ausgebremst.
Banken müssen Verantwortung übernehmen
Das Thema Nachhaltigkeit und Dekarbonisierung steht schon seit vielen Jahren im Fokus der Beratungsgespräche, die die UniCredit mit deutschen Unternehmen führt, besonders im Segment der Stahlindustrie. Im September 2022 war UniCredit eine der führenden Banken, die sich den „Sustainable Steel Principles“ verpflichtet haben, eine Selbstverpflichtung der Kreditinstitute, die CO2 -Emissionsintensität ihrer Kredit- und Investitionsportfolien zu messen und zu veröffentlichen. Durch den strategischen Dialog mit unseren Kunden in der Stahlindustrie wissen wir: Im Rahmen dieser Transformation, gilt es Geschäftsmodelle kritisch zu überprüfen und anzupassen, um sich zukunftssicher aufzustellen und die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, auch und gerade in herausfordernden Zeiten.
Modernes Kredit-Finanzierungswesen ist mehr als eine Geldspritze
Bei der Bewältigung dieser Herausforderungen geht es nicht nur einfach um die kurzfristige Bereitstellung von Finanzierungen, sondern vielmehr darum, unsere Kunden auf ihrem Transformationsweg langfristig zu begleiten, zu beraten und gemeinsam nachhaltige und wirksame Lösungen zu entwickeln. Beispielhaft hierfür steht die Unterstützung unseres Kunden Stegra. Mit Finanzmittel in einem Volumen von über EUR 6.5 Mrd. baut Stegra in Nordschweden das erste klimaneutrale Stahlwerk der Welt. Dort wird mit Hilfe von grünem Wasserstoff, erzeugt mit erneuerbaren Energien, zum ersten Mal grüner Stahl in industriellem Umfang produziert werden.
Doch zukunftsträchtige Projekte finden sich auch in Deutschland. So belgeitet die UniCredit mit der Modernisierungsinvestition unseres Kunden SHS – Stahl-Holding-Saar Group, das größte Dekarbonisierungsprojekt Europas. SHS investiert dabei EUR 4,6 Mrd. in den Umbau der bestehenden Stahlproduktion. Beide Projekte sind Meilensteine in der europäischen Stahlindustrie und zeigen: Die Transformation kann gelingen
UniCredit versteht sich als Bank für die Zukunft Europas. Unser europäischer Staaten- und Wirtschaftsbund benötigt eine zukunfts- und wettbewerbsfähige Stahlindustrie. Nachhaltig für Europa zu agieren, bedeutet aber bisweilen auch, an Lösungen für nicht mehr wirtschaftliche Standorte zu arbeiten und dazu beizutragen europäische Stahlchampions für eine qualitativ hochwertige und nachhaltige Stahlproduktion zu formen, um im stärker werdenden globalen Wettbewerb langfristig zu bestehen.