Künstliche Intelligenz in der bAV: Zwischen Vision und konkretem Nutzen

KI hält Einzug in die betriebliche Altersversorgung und erste Anwendungen sind bereits im Einsatz, viele weitere denkbar. Der Fokus liegt dabei auf praxisnaher Entlastung und smarter Prozessunterstützung. Wo heute assistiert wird, könnten morgen ganze Abläufe automatisiert werden.

Assistenz im bAV-Alltag

KI-Anwendungen zur Assistenz im Arbeitsalltag im Allgemeinen werden immer häufiger genutzt und fokussieren sich zunächst auf schnell realisierbare Entlastungen, wie z. B. die Unterstützung bei der Erstellung von Dokumenten oder die Zusammenfassung von komplexen Texten. Auch im bAV-Kontext wurden bereits erste Use Cases definiert. Ein erstes konkretes Anwendungsfeld ist beispielsweise die automatisierte Erfassung und Auswertung von Ansässigkeitsbescheinigungen. In diesem Zusammenhang werden auch schon erste Überlegungen angestellt, perspektivisch den Anwendungsfall auch auf Sachverhalte wie die Auswertung von Lebensbescheinigungen zu übertragen.

Darüber hinaus zeigt der Blick in die Versicherungsbranche, wie weitreichend Conversational AI bereits eingesetzt wird. Dort übernehmen KI-basierte Sprach- und Textschnittstellen schon heute einen Teil der Kommunikation mit Kunden. Auch für die betriebliche Altersversorgung bieten solche Systeme großes Potenzial: Chatbots könnten Fragen zur Anwartschaft, Statusabfragen oder Rückfragen zu Leistungsbescheiden ohne Wartezeiten beantworten, bei Bedarf auch über Sprache oder mit direkter Systemanbindung. Diese Lösungen gehen weit über einfache FAQ-Systeme hinaus. Sie erkennen Anliegen automatisch, leiten Prozesse im Hintergrund an und dokumentieren alle Schritte regelkonform. Für HR-Mitarbeitende bedeutet dies eine Entlastung bei Routinefällen, eine bessere Erreichbarkeit und mehr Zeit für die persönliche Beratung. Für externe Dienstleister bieten Berechnungen und die Erstellung versicherungsmathematischer Gutachten Potenzial für KI-gestützte Prozesse darstellen.

Automatisierung mit Augenmaß

Zentrale Voraussetzung für einen erfolgreichen KI-Einsatz ist die Identifikation geeigneter Geschäftsprozesse, denn nicht jeder Vorgang eignet sich sofort für eine Automatisierung. Kriterien wie Standardisierbarkeit, Datenverfügbarkeit oder regulatorische Anforderungen müssen bei der Suche nach konkreten Use Cases berücksichtigt werden. Hinzu kommen organisatorische Aspekte. Der Kompetenzaufbau bei den HR-Mitarbeitenden sowie die Förderung der Akzeptanz und Überwindung von Unsicherheiten sind zentrale Erfolgsfaktoren. In der betrieblichen Altersversorgung lassen sich KI-gestützt ganze Vorgänge automatisch verarbeiten, etwa die Bearbeitung standardisierter Rentenanträge, die Erfassung von Meldeunterlagen oder die interne Weiterleitung von Geschäftsvorfällen.

KI-Kompetenz: Pflicht statt Kür

Die regulatorischen Entwicklungen verleihen dem Thema „Schulung von KI-Kompetenz“ zusätzliche Dynamik. Die europäische KI-Verordnung (KI-VO) fordert in Artikel 4 explizit, dass Betreiber von KI-Systemen sicherstellen müssen, dass ihr Personal über ausreichende KI-Kompetenz verfügt. Die BaFin hat dahingehend eine Aufsichtsmitteilung zur konkreten Auslegung dieser Vorgabe für Q4/2025 angekündigt. Fachlich begleitet wird dies durch den neuen BaFin Roundtable „KI & DORA“.

Das bedeutet, KI-Kompetenz wird zur rechtlichen und praktischen Voraussetzung für zukunftssichere bAV-Strukturen. Unternehmen, die frühzeitig in Weiterbildung und organisatorische Klarheit investieren, verschaffen sich langfristig klare Wettbewerbsvorteile. Der Ansatz ist klar: KI soll nicht ersetzen, sondern entlasten. Mitarbeitende werden effizient unterstützt und repetitive Aufgaben automatisiert, ohne Qualität oder Compliance zu gefährden.

Fazit: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um KI in der bAV aktiv zu gestalten

Der technologische Wandel ist in vollem Gange. Wer KI als Werkzeug versteht und strukturiert einführt, profitiert langfristig. Für bAV-Verantwortliche ist 2025 der ideale Zeitpunkt, um den Wandel aktiv zu gestalten und aus einer Vision eine konkrete Wertschöpfung zu schaffen. Die Entgelt und Rente AG gehört zu den Unternehmen, die sich aktuell systematisch mit den Potenzialen von KI im bAV-Kontext auseinandersetzen. Ziel ist es, Prozesse intelligent zu unterstützen, die Servicequalität weiterzuentwickeln und die Weichen für eine zukunftsfähige Versorgung zu stellen.