ESG-Digitalisierung: Warum Software allein nicht die Lösung ist

Ein Gespräch mit der Digitalisierungsexpertin Caroline Kleist von der Sustainable AG Unternehmensberatung über den Marathon zur datengetriebenen Nachhaltigkeit

Der gefährliche Trugschluss: Tool gekauft, Problem gelöst?

„Es wäre auch zu schön, um wahr zu sein, dass man sich nur eine Software für ein paar tausend Euro einkaufen muss und damit plötzlich alle Herausforderungen löst, die man jahrelang vor sich hergeschoben hat“, erklärt Caroline Kleist, Expertin für ESG-Digitalisierung.

Immer mehr Unternehmen investieren in ESG-Tools – in der Hoffnung, damit auf Knopfdruck nachhaltiger zu werden. Doch oft bleibt es bei einem Wechsel des Interfaces: „Früher war es Excel, heute ist es ESG-Software. Das eigentliche Problem – fehlende Strategie, unklare Verantwortlichkeiten, fragmentierte Daten – bleibt bestehen.“

Die aktuelle Studie zur ESG-Digitalisierung der Sustainable AG Unternehmensberatung bestätigt diesen Befund: Zwar sehen 77 % der Unternehmen großes Potenzial im Einsatz von KI, etwa zur Erreichung von ESG- und Impact-Zielen – doch nur 30 % verfügen über eine zentrale ESG-Datenplattform, die dafür überhaupt notwendig wäre.

Marathon statt Sprint: Was Unternehmen wirklich ausbremst

„Man muss sich als Unternehmen fragen: Was kann ich denn noch mit den Daten machen? Was für ein Wert steckt für uns drin, wenn wir die Nachhaltigkeitsdaten mit unseren restlichen Unternehmensdaten kombinieren?“, so Kleist.

Denn viele Organisationen sammeln ESG-Daten – oft aufwendig, oft für externe Reportings –, ohne dabei den Mehrwert für das eigene Geschäftsmodell zu erkennen.

Zu den häufigsten Stolpersteinen zählen laut Kleist:

  • fehlende Datenstrategien,
  • unklare Rollen und Verantwortlichkeiten,
  • und der Fokus auf technische Lösungen statt struktureller Veränderungen.

Die Studie bestätigt: Für 40 % der Unternehmen ist die Datenqualität das größte Hindernis, gefolgt von einer fehlenden strategischen Einbettung (30 %).

Die versteckten Kosten des Nichtstuns

Die Schmerzen sind längst da – aber viele Unternehmen schauen nicht genau hin. „In einem mittelständischen Unternehmen sind locker mal 200 Leute mit einer Datensammlung für nur ein Thema aus der Nachhaltigkeit beschäftigt“, berichtet Kleist aus der Praxis.

Die Folgekosten sind dramatisch:

  • Ausgebrannte Nachhaltigkeitsteams durch ineffiziente Prozesse
  • Risiko von Greenwashing und falschen Green Claims
  • Nicht-resiliente Lieferketten durch mangelhafte Datengrundlage
  • Millionenschwere Investitionen, die immer teurer werden, je länger sie aufgeschoben werden

Dabei gilt es, vor allem eines zu vermeiden: ineffiziente Abläufe einfach zu digitalisieren. Wie der frühere Vorstandschef von Telefonica Deutschland, Thorsten Dirks, treffend sagte: „Wenn Sie einen scheiß Prozess digitalisieren, haben Sie einen scheiß digitalen Prozess.” Dieses Zitat unterstreicht, wie wichtig es ist, Prozesse erst grundlegend zu hinterfragen und zu optimieren, bevor man sie digital abbildet – gerade im Bereich Nachhaltigkeit.

Die realistische Roadmap: Wie gelingt der Start?

„Alle gemeinsam startklar machen – alle als Team an die Startlinie bringen“, beschreibt Kleist den ersten entscheidenden Schritt. Zunächst gilt es, die relevanten Stakeholder zu identifizieren und klare Verantwortlichkeiten festzulegen. „Indem man gemeinsam mit den Stakeholdern an einer Vision und Strategie arbeitet, entsteht automatisch ein Gemeinschaftsgefühl – das ist schon eine elegante Form der Change-Begleitung.“

Das Fundament ist dabei entscheidend: „Gerade der konzeptionell-strategische Teil wird in Projekten viel zu oft vernachlässigt. Es lohnt sich, mehr Zeit in eine durchdachte, gut abgestimmte Strategie zu investieren, auch wenn es sich nicht nach direktem „Loslegen“ anfühlt.” Dabei geht es nicht nur um Nachhaltigkeitsdaten, sondern um eine ganzheitliche Unternehmensdatenstrategie.

Der Schlüssel liegt im richtigen Ausbalancieren: Parallel zur langfristigen Strategie müssen auch kurzfristige Maßnahmen umgesetzt und mit dem großen Ganzen in Einklang gebracht werden. „Manchmal ist es sogar sinnvoll, kurzfristig noch mal mit Excel zu arbeiten, wenn es Sinn macht“, erklärt Kleist ganz pragmatisch.

Die Studie bestätigt: Unternehmen, die ihre Nachhaltigkeitsdaten strukturiert und zentral erfassen, profitieren nicht nur bei der regulatorischen Berichterstattung, sondern vor allem durch mehr Innovationskraft und neue Geschäftsfelder.

Warum externe Begleitung oft sinnvoll ist

„Es gibt kein richtig und kein falsch – das macht es so schwer. Es ist quasi ein Marathon ohne vorgegebene Strecke, den man aber als große Gruppe laufen muss“, fasst Kleist die Herausforderung zusammen.

Jedes Unternehmen ist individuell, daher gibt es keine universellen Blueprints. Externe Expertise hilft dabei, die verschiedenen Player, von Softwareanbietern über Datenanbieter bis hin zu internen Teams, zusammenzubringen und die nötigen „Übersetzungsleistungen“ zu erbringen.

Die vollständigen Erkenntnisse und praktischen Handlungsempfehlungen finden Sie in der aktuellen Studie zu ESG-Daten & Digitalisierung von der Sustainable AG Unternehmensberatung unter folgendem Link: https://www.sustainable-services.com/de/esg-studie

Über die Sustainable AG Unternehmensberatung

Die Sustainable Group zählt zu den führenden Nachhaltigkeitsberatungen im DACH-Raum. Mit einem Team von rund 140 Expert*innen entwickelt und realisiert sie maßgeschneiderte Lösungen, um Unternehmen auf ihrem Weg zu einer nachhaltigen und resilienten Zukunft zu begleiten.

Seit 2008 berät die Sustainable Group eine Vielzahl von Kund*innen – vom Mittelstand bis zu internationalen Konzernen, darunter zahlreiche globale Markt- und Innovationsführer. Heute ist das Unternehmen mit sieben Standorten in Deutschland, Österreich und der Schweiz vertreten und bietet im gesamten DACH-Raum ein ganzheitliches Beratungsangebot.

Dank starker regionaler Präsenz und eines engen Partnernetzwerks arbeitet Sustainable praxisnah, kundenzentriert und auf Augenhöhe – optimal abgestimmt auf die individuellen Anforderungen vor Ort.

Das Leistungsportfolio des zweifach ausgezeichneten Hidden Champions im Bereich Nachhaltigkeit umfasst unter anderem Nachhaltigkeits- und Klimastrategien, operatives Nachhaltigkeits- und Klimamanagement, Kreislaufwirtschaft, Sustainable Finance, nachhaltiges Lieferkettenmanagement und nachhaltige Landwirtschaft – ebenso wie die praxisnahe Transformationsbegleitung.

Ergänzend unterstützt die Sustainable Group bei der Auswahl und Implementierung digitaler Nachhaltigkeitslösungen und verfügt über fundierte Expertise im datenbasierten Nachhaltigkeitsmanagement. Erfahren Sie mehr über unsere Arbeit und aktuelle Projekte auf unserer Webseite oder vernetzen Sie sich mit uns auf LinkedIn.