Bestandsgebäude, ESG und Klimaschutzziele

Interview mit Daniel Gerdelmann, Leiter ESG & Sustainability von apoprojekt

Daniel Gerdelmann ist Leiter ESG & Sustainability von apoprojekt, dem Design & Build-Spezialisten in Deutschland für Mieterausbau, ESG-Beratung und die Transformation von Bestandgebäuden. Als eines der am schnellsten wachsenden Unternehmen der Bau- und Immobilienbranche mit 16 Jahren Markterfahrung und 500 Mitarbeitenden hat apoprojekt es sich zur Aufgabe gemacht, Verantwortung zu übernehmen – für die Projekte der Auftraggeber, Partner, Mitarbeitende und nicht zuletzt die Umwelt.

Herr Gerdelmann, welche Rolle spielen Bestandsgebäude in Deutschland zum Erreichen der Klimaschutzziele?

Deutschland soll bis zum Jahr 2045 CO2-neutral sein. Die Klimaschutzziele der öffentlichen Hand zu erreichen, wird nicht gelingen, ohne vor allem den Immobilienbestand in den Blick zu nehmen und zu transformieren. Dabei sind rund 80 Prozent der Bürogebäude in Deutschland vor dem Jahr 2000 errichtet worden, 55 Prozent sogar vor dem Jahr 1980. Ihr Zustand ist also bislang weit davon entfernt, den ESG-Anforderungen zu entsprechen. Die Regulatorik wird bestimmt durch nationale und europäische Richtlinien, wie EU-Taxonomie, die EU-Gebäuderichtlinie oder das deutsche Gebäudeenergiegesetz. Diese gesetzlichen Anforderungen sind aber in vielen Punkten noch nicht final oder unklar formuliert. Das führt zu Unsicherheit. Die Transformation von gewerblich genutzten Liegenschaften zu klimaschonenden Immobilien wird die Branche in den kommenden Jahren jedenfalls stark beschäftigen.

Wie kann die Transformation gelingen?

Es geht zunächst darum, Gebäude im aktuellen Betrieb zu optimieren. In einem zweiten Schritt sollten Energiesparmaßnahmen ergriffen werden mit dem Ziel, die CO2-Neutralität bis 2045 zu erreichen. Dafür gibt es drei Hebel: Erstens muss die Produktion von Energie etwa durch Photovoltaik oder Rückgewinnung von Abwärme in den Blick genommen werden. Zweitens muss die Anlagetechnik optimiert werden, beispielsweise durch eine intelligente Steuerung und die Reduktion der Vorlauftemperatur. Und drittens müssen Transmissionsverluste an der Gebäudehülle verringert werden.

Kann überhaupt jedes Bestandsgebäude die ESG-Konformität erreichen?

Die technologischen Möglichkeiten, jedes Bestandsgebäude zur CO2-Neutralität zu bringen, sind uns gegeben. Beim Thema Wirtschaftlichkeit stoßen wir allerdings an Grenzen. Aber auch kleinere, budgetorientierte Maßnahmen können viel bewirken, wie beispielsweise die Installation von LED-Leuchten und Bewegungsmeldern sowie die Effizienzsteigerung der technischen Anlagen. Der Schlüssel zu einer erfolgreichen Revitalisierung, die auch die Energiebilanz eines Gebäudes signifikant verbessert, ist aber die technische Gebäudeausrüstung (TGA).

Was macht apoprojekt anders als andere ESG-Beratungsunternehmen?

Für uns ist bedarfsorientierte Beratung die Basis für den individuellen Transformationsprozess. Für jedes Gebäude zeigen wir jeweils vier verschiedene Dekarbonisierungs-Pfade auf und bewerten diese nach ihrer Kosten-Nutzen-Relation. Je nach Wünschen und Budget kann aus den Varianten „High Performance“, „Best Value“, „Minimal Invest“ und „Cost Saving“ gewählt werden – es muss also nicht immer „ganz oder gar nicht“ sein. Mit unserem Design & Build-Ansatz zeigen wir jedoch nicht nur mögliche Wege auf, sondern können die Dekarbonisierungs-Maßnahmen auch direkt umsetzen. Wir bieten Beratungs- und Planungsleistungen ebenso wie die bauliche Umsetzung aus einer Hand an. Damit können unsere Auftraggeber uns für den Gesamterfolg eines Projekts verantwortlich machen.

Daniel Gerdelmann,
Leiter ESG & Sustainability,
apoprojekt