Die Flaute im Neugeschäft ist vorbei. Die Bankenverzeichnen eine deutliche Belebung. Experten erwarten, dass dieser Trend anhält.
Es ist eine Entwicklung, die Tomas Peeters länger nicht mehr gesehen hat. Der Chef des Immobiliendienstleisters Bilthouse, zu dem der Baufinanzierungsvermittler Baufi24 gehört, sieht in diesem Jahr eine starke Belebung des Baufinanzierungsgeschäfts – vor allem in den vergangenen Monaten. Unter anderem macht der Belgier das daran fest, wie lange eine Bank braucht, um ein Baudarlehen zu genehmigen. „Die Kunden müssen mittlerweile wieder mit richtigen Wartezeiten rechnen“, beobachtet der Experte.
Nach Angaben von Peter Barkow, Chef des Analysehauses Barkow Consulting, stieg im dritten Quartal das neu ausgereichte Kreditvolumen in Deutschland erstmals seit längerer Zeit wieder über die Marke von 50 Milliarden Euro und erreichte 53,1 Milliarden Euro – ein Zuwachs von 30 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode.
Auf der Jahrestagung Baufinanzierung, ausgerichtet von der Handelsblatt-Veranstaltungstochter Euroforum, sagte er: „Der Aufschwung ist da. Er stabilisiert sich nicht nur, sondern beschleunigt sich sogar.“ Niedrigere Zinsen und die Stabilisierung der Hauspreise ließen zudem darauf hoffen, dass dieser Trend auch noch einige Zeit anhalte.
Barkow beobachtet, dass die Nachfrage seit Monaten zunimmt. Das Baufinanzierungsvolumen sei zwar weiterhin noch weit entfernt von den Boomjahren vor dem Zinsanstieg der vergangenen Jahre, allerdings bewege man sich mittlerweile wieder auf dem historischen Durchschnitt. Dazu tragen auch die Immobilienpreise bei, die sich wieder erholen. Reiner Lux, Chef von Handelsblatt ePaper Artikelliste VDP Research, einem Teil des Verbands der Pfandbriefbanken, verriet bereits mit Blick auf den am Montag erscheinenden Preisindex des Verbands für das dritte Quartal, dass der Trend im Jahresvergleich weiter nach oben gehe. „Wir erwarten mittlerweile für die nächsten fünf Jahre wieder steigende Preise für Eigentumswohnungen, wenn auch nicht in der Geschwindigkeit wie vor 2021.“
Mit Blick auf die Zinserträge der Banken blicken die Geldhäuser laut Barkow2023 sogar auf ein Rekordjahr zurück. „Bei all den Schwierigkeiten imNeugeschäft darf man nicht übersehen, dass das Refinanzierungsgeschäft zuhöheren Zinsen für die Banken sehr einträglich war“, sagte er. DieBaufinanzierung habe mit mehr als 40 Prozent weiterhin den größten Anteil amKreditgeschäft der Banken.
Durch die im Vergleich zum Vorjahr um rund einen Prozentpunkt gefallenenBauzinsen und die gestiegenen Einkommen ist das Risiko, dass dieAnschlussfinanzierung des Darlehens zum Problem wird, laut Barkow imVergleich zum Vorjahr deutlich zurückgegangen. „Aktuell und auch noch füreinige Jahren dürften Verbraucher zu den bisherigen Raten refinanzierenkönnen“, prognostiziert der Experte. Erst Ende des Jahrzehnts könne dasThema wieder relevanter werden.
Größeren Druck gibt es hingegen auf die Margen der Banken imBaufinanzierungsgeschäft. Neben einem stärken Wettbewerb um Kunden liegtdas laut Barkow an den höheren Kosten der Banken. „Wir sehen das erste Malseit Jahren wieder einen Personalaufbau.“ In den Krisenjahren mussten vieleBanken und Baufinanzierungsvermittler Geld sparen und reduzierten dasPersonal. Sebastian Stolberg, Prokurist bei der Deutschen Bank und dortzuständig für den Vertrieb im Bauspar- und Baufinanzierungsgeschäft, siehtsich in seiner Strategie bestätigt: „Wir haben zuletzt die Baufinanzierung derPostbank in die Deutsche Bank integriert und uns dafür entschieden, dieMitarbeiter zu behalten. Das zahlt sich jetzt aus.“