Banken ohne Banker – Wird der Mensch im Finanzbereich durch generative KI überflüssig?

Die generative KI wird zweifellos Auswirkungen auf die Finanzdienstleistungsbranche haben. Es stellt sich sogar die Frage, ob Bankfilialen in Zukunft menschenleer sein werden – natürlich abgesehen von den Kunden. Zunächst lässt sich das allerdings nicht mit Sicherheit sagen, doch einige jüngere Entwicklungen könnten uns einen Blick in die Zukunft gewähren.

Dazu gehört FINNA von SoftServe, ein auf Gen AI basierender Finanzassistent in Avatar Form, der auf dem SoftServe FSI Accelerator “Generative AI Digital Expert Ecosystem” (GAIDEX) basiert. FINNA ist darauf spezialisiert, in den Bereichen Vermögensverwaltung, Finanzberatung und Navigation eingesetzt zu werden. Sein Versprechen: die vollständige Übernahme von Kundeninteraktionen, die bisher von Mitarbeitern durchgeführt wurden.

Ob damit der Mensch in der Finanzbranche bald überflüssig wird? Diese Frage behandele ich im Rahmen eines Masterclasses am 5. September. Aber zuerst: Welchen Nutzen bietet FINNA und wie lässt sich dieses Versprechen in die Tat umsetzen?

Überblick: Was bietet FINNA?

Die Kernintelligenz von FINNA basiert auf Large Language Models (LLMs) und generativer KI. Dadurch ist FINNA in der Lage, Anfragen zu erkennen, deren Kontext zu verstehen und somit zum richtigen Zeitpunkt zu antworten. Je nach Bedarf kann es komplexe Anfragen bearbeiten, vereinfachen oder auch detailliert erklären.

Damit unterstützt FINNA potenzielle Kunden bei der Definition ihrer Interessen, sammelt wichtige Informationen für das Kunden-Profiling und stimmt geeignete Kontoarten und Dienstleistungen auf ihre Ziele ab. Dabei werden einschlägige Richtlinien zu Datensicherheit sowie die allgemeine Datenschutz-Grundverordnung eingehalten.

Im Grunde genommen besteht FINNA aus zwei Komponenten:

Frontend: Digitaler Avatar

FINNA wird durch fortschrittliche digitale Avatar-Technologie zum Leben erweckt. Die
Avatar Cloud Engine (ACE) in Kombination mit NVIDIA Riva und der A2F-Komponente
ermöglicht eine lebensechte Darstellung, die sowohl Sprache als auch Gesichtsausdrücke
mit erstaunlicher Natürlichkeit einfängt.

Backend: Integration in das IT-Ökosystem der Finanzinstitute Die Integration mit bestehenden Systemen und Datenbanken fördert nicht nur die Konversation und den Detaillierungsgrad, sondern auch die Beschleunigung des Prozesses des Kontextverständnisses.

Basierend auf diesem abgerundeten Technologie-Stack kann FINNA folgende Anwendungsfälle anbieten:

Kundenbetreuung

FINNA ist rund um die Uhr für alle Kundenanfragen erreichbar und bietet Unterstützung in mehreren Sprachen. Somit entfallen das lästige Eintippen von Fragen sowie die Wartezeit, bis ein Finanzberater oder Kundenbetreuer erreicht wird. Die Kunden haben die Möglichkeit, ihre Fragen direkt zu stellen und erhalten im Anschluss präzise Informationen, anstelle von Standardantworten.

Analyse und Beratung

Im Rahmen eines Kundengesprächs ermittelt FINNA die aktuelle finanzielle Situation sowie die finanziellen Ziele des Kunden. Dazu können die aktuellen Einkommens- und Ausgabengewohnheiten analysiert werden. Auf dieser Basis trifft der Kunde Entscheidungen über neue Sparprogramme oder die Zuweisung von Mitteln für bestimmte Investitionen.

Kunden-Onboarding

FINNA unterstützt potenzielle Kunden bei der Definition ihrer Interessen, indem es wichtige Informationen für das Kunden-Profiling sammelt und geeignete Kontoarten und Dienstleistungen auf ihre Ziele abstimmt.

Finanzielle Bildung

FINNA bewertet das Wissen eines Kunden in finanziellen Angelegenheiten sowie seine Sicherheit im Umgang mit seinem Vermögen. Darauf aufbauend unterstützt FINNA den Kunden dabei, verschiedene Finanzprodukte, -instrumente und -dienstleistungen besser zu verstehen.

Banken bald ohne Menschen?

FINNA präsentiert sich als erste Anlaufstelle für Kundenanfragen mit einer überzeugenden Leistung. Die Errungenschaften der generativen KI, obwohl nicht allumfassend, sind beträchtlich. Es ist nur zu erwarten, dass sich dieser Trend fortsetzt.

Dabei stellt sich die Frage, ob auch in Zukunft komplexe Finanzthemen wie die Vermögensverwaltung wohlhabender Kunden oder die Buchhaltung kleiner und mittelgroßer Unternehmen ohne menschliches Zutun bewältigt werden können. Es bleibt abzuwarten, ob der Mensch im Finanzbereich durch generative KI überflüssig wird. Doch eins ist sicher: Kreativität, Empathie und die Fähigkeit, komplexe Lösungen zu finden, sind Eigenschaften, die Banker immer brauchen werden. Die Aufgaben der Menschen im Finanzsektor werden sich radikal verändern, aber ihre Relevanz bleibt.