Nachhaltigkeitsdaten: Treiber für die Finanzierung einer zukunftsfähigen Wirtschaft

Die nachhaltige Transformation unserer Wirtschaft ist eine Gemeinschaftsaufgabe, die nur gelingt, wenn alle Akteure ihren Teil dazu beitragen. In Finanz- und Realwirtschaft wird Nachhaltigkeit dabei immer wichtiger für strategische Unternehmensentscheidungen. Durch die EU-Taxonomie ist auch regulatorisch klar: Banken haben sowohl die Verantwortung, Finanzströme in nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten zu lenken als auch entsprechende Reportingpflichten. In der Kreditvergabe spielen daher ESG-Kriterien eine zunehmend wichtige Rolle.

Seit 1996 engagiert sich die DKB für die nachhaltige Transformation unserer Wirtschaft: Damals finanzierten wir unser erstes Windrad. Seitdem haben wir kontinuierlich an der Entwicklung und Förderung erneuerbarer Energien gearbeitet. Heute sind wir stolz darauf, die größte Finanzierin erneuerbarer Energien in Deutschland zu sein. Diese Position ermöglicht es uns, Kapitalströme mit einem bedeutenden Impact zu lenken und tatsächlich messbare Fortschritte zu erzielen.

Die Auseinandersetzung der Banken mit Nachhaltigkeit in der Kreditvergabe und die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten sind jedoch auch Forderungen der Aufsicht. Das Thema Nachhaltigkeitsdaten gewinnt zunehmend an Bedeutung, insbesondere durch die Berichtspflichten die sich aus der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und der EU-Taxonomie ergeben. Nur wenn Banken den Weg in eine dekarbonisierte Wirtschaft konsequent mitgehen, können sie die notwendige Transformation finanzieren. Für uns bei der DKB bedeutet das, dass wir nicht nur bereits 100% nachhaltige Projekte finanzieren, sondern auch den Weg dorthin unterstützen. Denn insbesondere die Transformation erfordert Investitionen. Auch wenn derzeit der Klimaschutz im Fokus steht, sind die sozialen Dimensionen von Nachhaltigkeit, insbesondere im Bereich Wohnen, genauso wichtig. Bereits heute tragen 73 Prozent unserer ausgegebenen Kredite zu den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen bei. Bis 2030 streben wir an, diesen Anteil auf 85 Prozent zu erhöhen.

In den kommenden Jahren wird ein verstärkter Austausch von Nachhaltigkeitsdaten zwischen Unternehmen entlang der Lieferkette und Banken zu erwarten sein. Die Herausforderung besteht darin, dass es in Deutschland zum Teil keine branchenspezifische Dateninfrastruktur gibt bzw. Daten dezentral verstreut sind – dies macht es schwer, verlässliche Branchendaten für Kreditbewertungen zu erhalten. Oftmals sind Nachhaltigkeitsdaten unvollständig oder unzuverlässig und nicht mit Geschäftsleistungsdaten integriert. Aber eines ist dennoch klar – das Thema Daten wird zweifelsohne zu einem Game Changer: Die Fähigkeit, aus den Daten unserer Kund*innen durch aktive Steuerung einen positiven Impact zu erzeugen, trägt sowohl zur Minimierung der Klima- und Umweltrisiken in unserem Kreditbuch als auch maßgeblich zur Gestaltung der Transformation der Märkte bei. Aus diesem Grund betrachtet sich die DKB nicht nur als Finanzinstitut, sondern investiert enorm in ihren Weg zum Technologieunternehmen. Als eine der größten Finanzierinnen nachhaltiger Projekte in Deutschland ist für uns klar: Eine strategische Nachhaltigkeitsausrichtung ist ohne ein intelligentes Datenmanagement und damit verbundener digitaler Mitarbeiterprofile nicht möglich. Entscheidend für die Beurteilung der Nachhaltigkeit eines Projekts sind objektive Daten – nah an der Marktrealität und direkt aus der Branche: Im digitalen 21. Jahrhundert müssen wir in der Lage sein, Big Data im Bereich Nachhaltigkeit intelligent zu vernetzen und unsere Kund*innen auf diesem Weg in ihrer erweiterten Rolle als Datenlieferant mitzunehmen und zu befähigen. Unternehmen müssen nicht nur ihre Nachhaltigkeitsziele festlegen, sondern auch den Fortschritt im Laufe der Zeit überwachen. Dies erfordert eine transparente Kommunikation über ESG-Risiken und -Chancen sowie die Umsetzung von Maßnahmen zur Risikominderung.

Veranschaulichen lässt sich das am Immobiliensektor: Für die Immobilienwirtschaft bedeutet Nachhaltigkeit CO2-Emissionen zu reduzieren, klimafreundliche Baustoffe zu verwenden und gleichzeitig sozialen Wohnraum anzubieten. Für die Finanzwirtschaft bedeutet dies vor allem, Kapital bereitzustellen, denn die nachhaltige Transformation erfordert beträchtliche Investitionen. Zur Kreditvergabe benötigen wir als Bank eine aussagekräftige Datengrundlage zu den energetischen Eigenschaften von Sicherungs- und Finanzierungsobjekten, geplanten Investitionen, Mietentwicklungen sowie Informationen zur Nachhaltigkeitsstrategie der Unternehmen. Planungsprozesse in der Immobilienwirtschaft werden künftig zudem so organisiert, dass ein digitaler Gebäudezwilling alle Informationen zu energetischen Eigenschaften von Bauteilen, ihrer Herkunft und ihrer Wiederverwertbarkeit dokumentiert. Durch die Nutzung von Daten aus der Vergangenheit und umfangreiche Echtzeit-Erhebungen wird ein ganzheitliches digitales Abbild des Gebäudes erzeugt, das sich ständig aktualisiert und weiterentwickelt. Dabei wird auch die Bestandsimmobilie zum potenziellen Bauteillager zukünftiger Neubauten. Im digitalen Zeitalter ist es entscheidend, die neu produzierten Datenpunkte zur Nachhaltigkeit von Anfang an intelligent zu vernetzen und allen relevanten Interessengruppen zugänglich zu machen.

Künstliche Intelligenz (KI) kann dann auf dieser Grundlage einen bedeutenden Beitrag zur Datenverarbeitung und -analyse im Bereich der Nachhaltigkeit leisten. Durch den Einsatz von KI-Technologien können große Datenmengen effizient analysiert und Muster sowie Zusammenhänge identifiziert werden, die für eine fundierte Entscheidungsfindung im Bereich der nachhaltigen Finanzierung entscheidend sind. Wir arbeiten hier vor allem mit OCR-Lösungen, „Optical Character Recognition“. Diese „optische Zeichenerkennung“ ermöglicht es uns, Bilder oder gescannte Dokumente in bearbeitbare Textdateien umzuwandeln und Daten auszulesen. Im Immobiliensektor lesen wir damit vor allem Energieausweise aus. In anderen EU-Ländern ist es hingegen bereits Usus, diese Daten zentral digital zu erfassen – in Deutschland gibt es ein vergleichbares Gebäudeenergieausweiskataster leider noch nicht, obwohl es für die Transformation des Immobiliensektors alle Beteiligten von Vorteil wäre.

Die Integration von KI in die Nachhaltigkeitsdatenverarbeitung ermöglicht es, präzisere Vorhersagen zu treffen, Risiken besser zu bewerten und die Effektivität von nachhaltigen Investitionen zu maximieren. Darüber hinaus kann KI helfen, Trends und Entwicklungen frühzeitig zu erkennen und den Banken dabei helfen, schnellere und fundiertere Entscheidungen zu treffen. Somit kann KI dazu beitragen, die Umsetzung von nachhaltigen Finanzierungsstrategien zu optimieren und die Transformation hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft zu beschleunigen.      

Was braucht es nun noch, um Nachhaltigkeitsdaten effektiver zu nutzen? Um Nachhaltigkeitsdaten wirkungsvoller einzusetzen, bedarf es einer Reihe entscheidender Maßnahmen. Vor allem ist eine Vereinheitlichung der Berichtsstandards unumgänglich. Dies umfasst die Einführung gemeinsamer Metriken und Indikatoren, die es ermöglichen, die Nachhaltigkeitsleistung verschiedener Organisationen vergleichbar zu machen. Zusätzlich ist die Zertifizierung von Daten von entscheidender Bedeutung, um ihre Qualität und Verlässlichkeit sicherzustellen. Darüber hinaus sollten Nachhaltigkeitsdaten nahtlos in die Geschäftsstrategie integriert werden, damit sie nicht als isolierte Daten betrachtet werden, sondern als integraler Bestandteil des gesamten Unternehmensprozesses fungieren.

Ein weiterer zentraler Aspekt ist die Skalierbarkeit der IT-Infrastruktur. Unternehmen müssen in der Lage sein, mit der steigenden Menge an Nachhaltigkeitsdaten effizient umzugehen und sie angemessen zu verarbeiten. Die Implementierung skalierbarer Lösungen wie Cloud-Technologien bietet hierbei eine aussichtsreiche Perspektive.

Zusätzlich dazu sollte die Bürgerbeteiligung verstärkt gefördert werden, um die Öffentlichkeit zur aktiven Generierung von Daten zu mobilisieren. Durch die Einbindung der Bürger können verschiedene Datenquellen erschlossen werden, was zu einem umfassenderen Verständnis für nachhaltige Praktiken führt.

Insgesamt erfordert die effektive Nutzung von Nachhaltigkeitsdaten eine ganzheitliche Herangehensweise, die sowohl technologische als auch soziale Aspekte berücksichtigt. Es bedarf einer engen Verknüpfung zwischen Daten, Strategie und Stakeholder-Beteiligung – ein Zusammenspiel von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, das einen umfassenden Ansatz für die Bewältigung der Herausforderungen im Bereich der Nachhaltigkeit ermöglicht.