Zulieferer als Trümpfe bei der Dekarbonisierung

Industrieunternehmen sind bei ihren Dekarbonisierungsanstrengungen auf ihre Zulieferbasis angewiesen. Denn je nach Branche liegen über 80 Prozent der CO2-Emissionen des Endproduktes in der vorgelagerten Supply Chain. Im Gegensatz hierzu ist das Nachhaltigkeits-Know-How oftmals am Supply-Chain-Ende, beispielsweise bei den OEMs, besonders stark ausgeprägt. Diese Diskrepanz gilt es zu überwinden. Mit pragmatischen Hebeln lässt sich die Dekarbonisierung bei Lieferanten steuern und auch zum eigenen Gewinn umsetzen.

Gastbeitrag von Markus Wenzel

Lieferantenqualifizierung und Auditierung
Wo heute im Rahmen von Qualität und Stabilität die Lieferanten-Performance auf dem Prüfstand steht, rückt nicht zuletzt auch im Kontext des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG) die Nachhaltigkeit in den Fokus. Insbesondere bei kritischen Lieferanten mit einem hohen Wertschöpfungsanteil oder schwerer Substituierbarkeit ist die Lieferantenentwicklung erfolgskritisch. Bei einem gemeinschaftlich durchgeführten Audit lassen sich unter Berücksichtigung von bestehenden Normen, Gesetzen und branchen- bzw. unternehmensspezifischen Anforderungen die Handlungsbedarfe und Risiken identifizieren und Gegenmaßnahmen entlang aller ESG-Dimensionen verabschieden.

CO2 Bilanzierung und Optimierungsmaßnahmen
Ausgangspunkt ist die CO2-Berechnung der jeweiligen Einkaufsmaterialien. Für die Herleitung der CO2-Bilanz des Lieferanten müssen Emissionen sowohl auf Werks- als auch auf Produktflussebene detailliert kalkuliert werden. Die gewonnene Transparenz schafft die Basis zur Auswahl geeigneter Optimierungsmaßnahmen, z.B. in den Bereichen  Energiemanagement oder Technologie- und Verfahrensänderungen.

Brancheninitiativen nutzen
Für alle Unternehmen gilt grundsätzlich: Erfolgreiche Dekarbonisierung wird zentral gesteuert und lokal umgesetzt. Bei der zentralen Governance können Branchenlösungen den gemeinschaftlichen Ansatz unterstützen. Mehr Standardisierung führt zu weniger Aufwänden für Zulieferer, vor allem für Kernlieferanten in den jeweiligen Industrien. Bei kleinvolumigen Lieferanten ist das Aufwand-Nutzen-Verhältnis für individuelle Audits zu gering. Hier bieten Brancheninitiativen und unterschiedliche Toolanbieter eine gute Möglichkeit Risiken einzudämmen und notwendige Transparenz zu schaffen.

Je nach Branche liegen über 80 Prozent der CO2-Emissionen des Endproduktes in der vorgelagerten Supply Chain.

Markus WenzelHead of Production & Supply Chain Management, Horváth

www.horvath-partners.com/de/top-themen/green-transformation/dekarbonisierung

Handelsblatt Journal Die Zukunft der Industrie
Dieser Artikel ist im aktuellen Handelsblatt Journal „Die Zukunft der Industrie“ erschienen.
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