Medizintechnik, Audio, Computer Vision: Stärken der deutschen KI-Forschung (Optik: Michel Becker | Dall-E)
Warum das wichtig ist? Der Hype um ChatGPT und OpenAI, die Nobelpreise für Google, die riesige Nachfrage nach Chips von Nvidia – schnell entsteht der Eindruck, alles Gute bei KI kommt aus Amerika. Was stimmt: Die USA haben das Kapital, die Rechenpower, die Plattformen und den Willen, die KI-Entwicklung und den Markt zu dominieren.
Warum das wichtig ist? Der Hype um ChatGPT und OpenAI, die Nobelpreise für Google, die riesige Nachfrage nach Chips von Nvidia – schnell entsteht der Eindruck, alles Gute bei KI kommt aus Amerika. Was stimmt: Die USA haben das Kapital, die Rechenpower, die Plattformen und den Willen, die KI-Entwicklung und den Markt zu dominieren.
Aber gerade in der KI-Forschung hat auch Deutschland weltweit einen fantastischen Ruf. In einigen Bereichen gelten wir sogar als führend. Was wir hier allerdings nicht können, ist die Sache mit dem Selbstmarketing. Und wenn Sie mich fragen: Ich halte das für ein Problem.
Es ist nämlich nicht nur falsch, wenn wir uns gegenseitig erzählen, dass wir im KI-Rennen abgehängt sind. Es ist auch schlecht für die Moral. Und es ist erst recht kein Claim, mit dem sich Talente anziehen lassen. Wenn uns das nicht mehr gelingt, ist es allerdings wirklich aus.

Dieses Wochenende im Handelsblatt: Die verborgenen KI-Hochburgen. (Foto: Hannah Ruscheweyh)
Larissa Holzki weiß nicht, wie oft sie zuletzt gehört hat, dass auch in Frankreich alles besser ist. Tatsächlich gibt es dort attraktive Programme. Ein Beispiel: Wenn eine Firma einen Doktoranden einstellt, der unter dem Dach einer öffentlichen Forschungseinrichtung in Frankreich promoviert, übernimmt der Staat de facto das Gehalt. Ein super Instrument für KI-Start-ups, die anfangs nur begrenzte Mittel für Machine-Learning-Experten haben.
Und natürlich, Frankreich hat Mistral. Das Pariser Start-up baut mit vergleichsweise wenig Kapital konkurrenzfähige Sprachmodelle. Vor allem aber hat Frankreich einen Präsidenten, der seinen Landsleuten zuruft: „Nous avons la capacité d’être un des pays champions de l’intelligence artificielle!“. Aber wir haben auch die Kapazitäten, Deutschland zu einem KI-Champion zu machen!
Wir haben nämlich:
- Top-Forscher: Zum Beispiel im Bereich Computer Vision. Gerade macht die Nachricht die Runde, dass das Freiburger Start-up Black Forest Labs vor einer Milliardenbewertung steht. Die Gründer kommen aus einem renommierten Research Lab in München!
- Top-Anwendungen: Gewiss, Google Translate ist super. Aber kennen Sie DeepL? Wer viel übersetzen muss, kommt an den Kölnern kaum vorbei. Dass es dabei um eine Anwendung von Sprachmodellen geht, die auch Anpassungen an spezifische Unternehmenssprachen ermöglicht, ist noch nicht so bekannt.
Ist also eigentlich alles prima? Natürlich nicht. Für die Entwicklung großer Sprachmodelle sind die Voraussetzungen in den USA einfach besser. Aber es hilft nichts, darüber die Nerven zu verlieren. Dazu zwei Aussagen von Unternehmensberaterin Kirsten Rulf: „Am Ende ist uns heute auch egal, wer die Elektrizität erfunden hat“, sagt die Partnerin von BCG. „Die Frage ist jetzt doch: Wer wird Anwendungsweltmeister?“

Kirsten Rulf, Partnerin bei BCG. (Foto: Tony Fiorini)
Die Chancen dafür stünden immer noch „super“, sagt Rulf: „Mal die ganzen Ausreden und schlechten Bedingungen beiseite: Wenn die Leute wüssten, sie investieren jetzt und dann werden sie vielleicht auch wieder Weltmarktführer, dann würden sie es auf jeden Fall tun.“
Wo wir ansetzen könnten und warum es Grund zum Optimismus gibt, das lesen Sie hier.
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