Justitia, Göttin der Gerechtigkeit, in Gestalt eines Roboters (Optik: Michel Becker | Dall-E)
Mit dem ersten können Anwältinnen oder Mitarbeiter in Rechtsabteilungen bereits jetzt juristische Dokumente analysieren, prüfen und zusammenfassen. Mit dem zweiten sollen sie auch eigene Daten durchsuchen können, die so sensibel sind, dass die Weitergabe sie ins Gefängnis bringen könnte.
Warum das wichtig ist? Xayn ist mit etwa 20 Mitarbeitern zwar ein wirklich kleines und auch noch unbekanntes Start-up, aber ein sehr ambitioniertes. Das Team zählt zu den ganz wenigen Anbietern in Europa, die KI-Sprachmodelle von Grund auf selbst entwickeln.
Das scheint ein kühnes Unterfangen zu sein, wo doch führende KI-Entwickler Milliarden investieren, um die mächtigsten KI-Systeme der Welt zu bauen. Doch der Fall von Xayn zeigt, warum gerade deren Jagd nach einer menschenähnlichen allgemeinen Intelligenz Chancen für
Unternehmen in Europa eröffnet. Sie können sich auf KI für Spezialgebiete konzentrieren.
Gründer und CEO Leif-Nissen Lundbæk hat nämlich eine interessante Beobachtung gemacht: Große Anbieter wie der ChatGPT-Entwickler OpenAI oder das Softwareunternehmen Mistral AI aus Paris werden immer besser darin, mit ihren Sprachmodellen Wissensfragen, Logiktests oder Matheaufgaben zu knacken. Aber ihre Leistung in Spezialgebieten wie Jura lässt nach.
„Je neuer die Modelle, desto schlechter erledigen sie juristische Aufgaben“, sagt Lundbæk. Das Problem: Einerseits machen mehr Trainingsdaten ein Modell nicht zwingend besser. Es kann dadurch sogar ungenauer werden.

Leif-Nissen Lundbæk, Gründer und CEO von Xayn (Foto: PR/Sebastian Kiener)
Andererseits kommen selbst die großen Technologieunternehmen oft nicht an die Daten heran, die für die Entwicklung sektorspezifischer KI-Modelle nötig wären. So werden in Deutschland beispielsweise weniger als ein Prozent aller Gerichtsentscheidungen veröffentlicht.
Xayn hat deshalb die Legal AI Alliance gegründet. Dort sollen zum Beispiel Großkanzleien Mitglied werden, die juristische Dokumente zum Training von Rechts-KI bereitstellen. Im Gegenzug können sie am Umsatz von Xayn beteiligt werden. Ist das ein Ansatz, mit dem die Berliner gegen Wettbewerber wie das amerikanische Legal-AI-Start-up Harvey bestehen können, das auch von OpenAI unterstützt wird?
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