Aleph Alpha: Das aktuelle Sprachmodell der Heidelberger gilt als veraltet. (Optik: Larissa Holzki / Dall-E)
Warum das wichtig ist?
Mit ihrer KI für Unternehmen und Behörden ist die Heidelberger Firma derzeit die einzige echte europäische Alternative zu US-Anbietern wie Microsoft und OpenAI. Die Managerin eines großen Konzerns sagte mir diese Woche sogar, der „Rest-Optimismus“ in der deutschen Industrie beim Thema KI hänge vom Erfolg von Aleph Alpha ab.
Doch seit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck im November persönlich mit Firmenchef Jonas Andrulis eine 500-Millionen-Dollar-Finanzierung verkündet hat, gab es technologisch praktisch nichts Neues.
Andere KI-Unternehmen haben sich in der Zwischenzeit ein Wettrennen um das neueste und beste Modell geliefert. Aber bei Aleph Alpha hat sich ein versprochenes Update immer weiter verzögert. Jetzt ist Luminous 1,5 Jahre alt, liegt bei Vergleichstests weit hinter der Konkurrenz und lässt sich laut Technologiepartnern auch noch schlecht implementieren. Ist Aleph Alpha schon abgehängt?
Offen gesagt: Ein paar der Berichte haben durchaus überrascht: Haben wir bei Aleph Alpha etwas übersehen? Oder waren wir vielleicht zu nah dran? Diese Überlegungen haben dazu geführt, dass wir in den vergangenen Wochen noch einmal genauer hingesehen und hingehört haben.
Luisa Bomke, Christof Kerkmann und Larissa Holzki haben mit zahlreichen Partnern gesprochen: mit Parnern, die mit der Technologie von Aleph Alpha nichts anfangen können, und mit Partnern, die fest von der Firma überzeugt sind. Mit Investoren, die erstmal abwarten und solchen, die sofort noch mal investieren würden. Mit Mitarbeitern, die gegangen und geblieben sind. Und mit Jonas Andrulis selbst.

Jonas Andrulis, Co-Gründer und CEO von Aleph Alpha (Foto: Benjamin Girette/Bloomberg)
Fest steht einerseits: Die Firma befindet sich an einem kritischen Punkt. Andrulis und sein Team haben Fehler im Partner- und Erwartungsmanagement gemacht. Das führt jetzt zu Ungeduld und Unzufriedenheit – vor allem bei Technologieberatern, die eigentlich schon Projekte mit Aleph Alpha verkaufen wollten. Und niemand weiß, ob potenzielle Kunden, die heute enttäuscht oder abgewiesen werden, für das Start-up jemals zurückkommen.
Wichtig ist andererseits auch: Die Zukunftschancen von Aleph Alpha hängen nicht nur von der Qualität der Sprachmodelle ab, auf denen jetzt ein großer Fokus liegt. Drei Punkte werden leicht übersehen:
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- Aleph Alpha muss gar nicht so schnell wachsen: Mit der Schwarz Gruppe, Bosch und SAP hat die Firma strategische Investoren, die relativ geduldig sind. Dazu kommt das komplexe Finanzierungsmodell: Weil ein Großteil des Geldes von einer Stiftung kommt, ist Aleph Alpha immer noch vergleichsweise attraktiv für Investoren. Bei der jüngsten Finanzierungsrunde lag die Bewertung bei nur 500 Millionen Dollar.
- Die finanziellen Mittel sind begrenzt, solange Aleph Alpha weitgehend unabhängig von Kapital aus Amerika bleiben will. Wettbewerber geben für die Entwicklung eines neuen Modells mehr aus, als Jonas Andrulis pro Jahr für Entwicklung und Forschung zur Verfügung hat. Das führt aber auch dazu, dass er sich frühzeitig Gedanken um ein tragfähiges Geschäftsmodell machen muss. Und im Gegensatz zu anderen Wettbewerbern am Markt hat er da schon einen Plan.
- Aleph Alpha will nicht allein Entwickler und Anbieter für Sprachmodelle sein. Die Firma will KI-Betriebssysteme bauen, die sie selbst und mit Partnern branchen- und kundenspezifisch konfiguriert. Konkret heißt das, dass Unternehmen und Behörden gar nicht unbedingt Lizenzen für Sprachmodelle bei Aleph Alpha kaufen, sondern die Lösung eines ganz bestimmten Problems. Dabei können auch Sprachmodelle anderer Anbieter zum Einsatz kommen. Mit diesem Ansatz werden die Heidelberger zwar ganz sicher nicht das deutsche OpenAI oder Microsoft, aber vielleicht eine Art SAP der KI-Szene.
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