In unserem Interview spricht Philipp Feige, Vice President, Head of Capital Deployment bei Prologis, über den Standort Deutschland, Flächenknappheit und Anforderungen an die Nachhaltigkeit.
Warum ist Deutschland ein Wachstumsstandort für Logistikimmobilienentwickler?
Es ist für Logistikimmobilienentwickler entscheidend, sich an den wichtigsten Logistik-Knotenpunkten niederzulassen, an denen Nutzer eine Konzentration von Handel und Endkunden vorfinden. Eine Logistik der kurzen Wege wird zu einem immer wichtigeren Thema, aber auch die Nähe zu Autobahnen, Flughäfen, Häfen und Bahnhöfen.
Der Logistikmarkt Deutschland ist ein sehr dynamischer und überproportional wachsender Zukunftsmarkt, der bei Kunden aus der Logistik stark nachgefragt ist. Die Lage mitten in Europa kombiniert mit der guten Infrastruktur sorgt ideale Anbindungen an andere europäische Märkte. Außerdem gibt es in Deutschland zahlreiche Ballungsgebiete. Dadurch ist sowohl die Nähe zum Endkonsumenten gegeben als auch die Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte.
Gibt es in Deutschland überhaupt genug Platz für ein nachhaltiges Wachstum der Logistikimmobilienbranche?
Das Wachstum der Logistikimmobilienbranche in Deutschland wird getrieben durch strukturelle Verschiebungen in Richtung des globalen Handels, verändertes Konsumverhalten, E-Commerce-Wachstum und die Umstrukturierung von Lieferketten. Dafür werden jedoch geeignete Flächen mit idealer Verkehrsanbindung und dem Zugang zu Arbeitskräften benötigt. Dass bei dieser rasanten Entwicklung die Flächen vor allem in Ballungsräumen knapp werden, ist nicht verwunderlich.
Flächenfraß und die Versiegelung von Grünflächen sollen vermieden werden. Gemeinden und Städte prüfen deshalb kritisch, wem sie Flächen für welche Nutzung überlassen. Daher rückt die Revitalisierung von alten Industrieflächen in den Fokus. Dies ist meist die einzige Möglichkeit, moderne Logistikimmobilien an nachgefragten Standorten zu errichten und die Bedürfnisse der Nutzer zu befriedigen. Wir bei Prologis prüfen zudem, ob wir bestehende Industrieimmobilien umnutzen können. Wenn dies der Fall ist, nehmen wir Umbaumaßnahmen vor, damit die Immobilien künftig für eine nachhaltige Logistik genutzt werden können.
Wie können Logistikimmobilienentwickler ihre Auswirkungen auf die Umwelt verringern?
Die Klimakrise, knappe Ressourcen und geopolitische Spannungen zeigen uns, dass der Zugang zu Energie, Materialien und Rohstoffen nicht selbstverständlich ist. Nicht nur Gemeinden erwarten hohe Standards. Immobiliennutzer, die Nachhaltigkeit in ihrer Unternehmensstrategie verankert haben, achten mehr denn je darauf, ihre Lagerflächen möglichst energieeffizient zu betreiben. Endkunden hinterfragen immer häufiger, wie nachhaltig Lieferketten und Produkte sind.
Die Revitalisierung von Industrieflächen und der Umbau von Bestandsgebäuden sind nachhaltige Lösungen, da keine neuen Areale versiegelt werden. Bei Neubauten beachten wir die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft, deren Fokus darauf liegt, Ressourcen kontinuierlich wiederzuverwenden, um unter anderem Abfall zu reduzieren. Baumaterialien werden hinsichtlich ihres Materialpasses und ihrer künftigen Wiederverwertbarkeit überprüft.
In der Immobilienentwicklung setzt sich die Erkenntnis durch, dass es nicht damit getan sein wird, den künftigen Nutzern theoretisch energieeffiziente oder CO2-neutrale Gebäude zu übergeben. Damit das Gebäude tatsächlich klimaneutral betrieben wird, entwickeln wir als Immobilienexperten gemeinsam mit den Nutzern Lösungen zur Dekarbonisierung. Dazu gehören Smart-Metering-Konzepte, um Energie- und Ressourcenverbrauch von Immobilien im Blick zu behalten und zu optimieren, Erzeugung und Nutzung erneuerbarer Energien und die Entscheidung für nachhaltiges Design bei Neubauten. All dies sind Bausteine auf dem Weg in eine klimaneutrale Zukunft, in der für Immobilienentwickler und Logistiker weiteres Wachstum möglich ist.