US-Wahlsieg von Donald Trump – was bedeutet das für KI?

In den vergangenen Tagen gab so viele Nachrichten zu verarbeiten wie sonst in mehreren Wochen. Erst gab es die US-Wahlen mit der überraschend klaren Entscheidung für Donald Trump, dann das Ende der Regierungskoalition in Berlin.

Donald Trump muss wichtige KI-Entscheidungen treffen. (Optik: Luisa Bomke / Flux Fast)

Warum das für KI wichtig ist? Künstliche Intelligenz ist politisch. Wie sehr, das zeigt ein Blick auf die zahlreichen Richtungsentscheidungen, die Donald Trump als neuer Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika für die Technologie treffen könnte.

Bei ihnen geht es um die Macht der US-Technologiekonzerne, die Sicherheit bei der Entwicklung Künstlicher Intelligenz und um die Frage, welche Rolle sogenannte Open-Source-Modelle in Zukunft spielen werden. Das sind Modelle, die transparent, frei zugänglich und zum Teil sogar kostenlos nutzbar sind.

Was der neue US-Präsident für diese Themen konkret im Sinn hat, ist indes noch weitgehend unklar. Denn der Republikaner hat widersprüchliche Signale gesendet. Und er hat Silicon-Valley-Riesen wie Tesla-Chef Elon Musk und Investor Marc Andreessen damit umso mehr dazu herausgefordert, massiv Geld in seine Wahlkampagne zu stecken und ihre Interessen dadurch nachdrücklich zu platzieren. Musk soll nun sogar einen Job in Trumps Regierung bekommen. Wie viel er dort zu sagen hat, ist unklar.

Auf diese Entscheidungen kommt es an:

  • Deals: Der Regierungswechsel könnte zu einer hohen Zahl von Unternehmensübernahmen, Private-Equity-Investments und Wagniskapitalinvestitionen führen. Unter der Regierung von Joe Biden waren die wettbewerblichen Kontrollen verschärft und die Steuern für solche Deals erhöht worden. Um mögliche Blockaden bei KI-Akquisitionen zu umgehen, haben Google, Amazon und Microsoft zuletzt für enorm viel Geld Gründer und ganze Teams von Start-ups eingestellt, statt ihre Firmen auf dem konventionellen Weg zu übernehmen. Wenn der Hype um KI im kommenden Jahr nachlässt und Start-ups keine Investoren mehr finden, dürften mit gelockerten Regeln noch viel mehr Jungunternehmen von Big Tech aufgesaugt werden.
  • Wettbewerbsverfahren: Es ist kein Zufall, dass die Chefs von Meta, Google, Apple und Amazon in den sozialen Medien schnell Donald Trump gratuliert haben. Sie hoffen auf das Ende von kartellrechtlichen Verfahren, mit denen ihnen die Zerschlagung droht. Laut einem Beitrag von Elon Musk auf X werde die Chefin der US-Wettbewerbsbehörde FTC, Lina Khan, „bald gefeuert“. Die 35-Jährige hat das Kartellrecht während der Biden-Regierung konsequenter denn je durchgesetzt. Trotzdem dürfte auch eine Trump-Regierung keinen Kuschelkurs mit Big Tech fahren. Zu oft hat der Republikaner vor allem Meta und Facebook vorgeworfen, die Demokraten auf ihren Plattformen zu bevorzugen. Im Sommer drohte er Meta-Chef Mark Zuckerberg sogar, ihn dafür ins Gefängnis zu bringen. Und zu den Befürwortern von Lina Khans Kurs zählt ausgerechnet Trumps Vize J.D. Vance.

 Lina Khan, Chefin der US-Wettbewerbsbehörde Federal Trade Commission (FTC) (Foto: AP)

  • KI-Sicherheit: Geschworen hat Trump bereits, dass er die KI-Durchführungsverordnung aufheben wird, mit der Biden Sicherheitsstandards für die Entwicklung von KI eingeführt hatte. Es wird interessant sein zu beobachten, wie sich Elon Musk bei diesem politischen Vorhaben positioniert: Als einer der wenigen Silicon-Valley-Größen hatte er sich für ein umstrittenes KI-Gesetz in Kalifornien eingesetzt, das ähnlich strenge Sicherheitsvorschriften wie der europäische AI Act gebracht hätte.
  • Open Source: Offiziell hat Trump noch keine KI-Agenda aufgesetzt. Deshalb ist auch nicht klar, wie er sich in der Open-Source-Frage verhalten wird. Dabei geht es um die umstrittene Frage, ob frei zugängliche Modelle wie Metas Llama ein Sicherheitsrisiko darstellen. Solche Befürchtungen nährt auch ein Bericht der Nachrichtenagentur Reuters, demzufolge chinesische Forscher Llama für militärische Zwecke genutzt haben. Wenn nicht für die amerikanische Sicherheit, so sind diese Modelle zumindest eine Bedrohung für das Geschäft von Firmen wie Anthropic und OpenAI.

Donald Trump: Der frühere und künftige US-Präsident. (Foto: DOUG MILLS/The New York Times/Redux/laif, Reuters [M])

Apropos OpenAI: Der Chef des ChatGPT-Entwicklers, Sam Altman, hat Trump auf X ebenfalls gratuliert und ihm einen „enormen Erfolg“ gewünscht. Medienberichten zufolge fiel seine Reaktion auf den ersten Wahlsiegt Trumps vor acht Jahren anders aus. Damals hatte er getwittert, das fühle sich an wie „das Schlimmste“, das ihm im Leben hätte widerfahren können.

Ein anderer Blogbeitrag von Altman aus dem Jahr 2016, in dem er vor einer Wahl Donald Trumps gewarnt hatte, klingt heute wie eine Entschuldigung für sein zukünftiges Selbst: „Ich verstehe, warum andere Leute aus der Technologie-Industrie nicht viel sagen. In einer gewöhnlichen Wahl ist es angemessen, sich neutral zu verhalten. Aber das ist keine gewöhnliche Wahl.“


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