Trumps Zölle betreffen alle, auch die Technologie-Firmen. (Optik: Michel Becker | OpenAI)
Warum das wichtig ist? Erst vor kurzem hatte ChatGPT-Entwickler OpenAI eine Rekordfinanzierung und eine neue Bewertung von 300 Milliarden Dollar verkündet. Der japanische Technologieinvestor Softbank und ein Investorenkonsortium investieren 40 Milliarden Dollar und stemmen damit die größte Finanzierungsrunde, die es bei einem privaten Unternehmen je gegeben hat. Die Bewertung des ChatGPT-Entwicklers hat sich durch den Deal im Vergleich zur jüngsten Bewertung von Oktober fast verdoppelt. Aber: Es ist eine Bewertung, die noch vor dem Zollchaos ermittelt wurde.
Was also ist diese Papierbewertung von OpenAI wohl heute noch wert? Die gleiche Frage stellt sich bei Elon Musks xAI, das am vergangenen Freitag die früher als Twitter bekannte Plattform X übernommen hat und laut dem Techmilliardär nun 113 Milliarden Dollar wert sein soll. Und sie gilt auch für Wettbewerber Anthropic, der im März eine Finanzierungsrunde auf einer Bewertung von 61,5 Milliarden Dollar abgeschlossen hat.
Fest steht: Bei den börsennotierten Technologiekonzernen sind die Aktienkurse abgesackt. Auch wenn Start-ups seit Jahren gemessen am Umsatz deutlich besser bewertet werden als börsennotierte Unternehmen, sind die Bewertungen nicht völlig voneinander entkoppelt.

Donald Trump kündigt neue Zölle für 185 Länder an. (Foto: dpa)
Larissa Holzki hat sich darüber einige Gedanken gemacht und die Frage nach den Folgen des Zoll-Wahnsinns für die KI- Firmen an Wagniskapital- und Private-Equity-Investoren und Unternehmer in ihrem Netzwerk gestellt. Aus den Antworten ergibt sich folgendes Bild:
Die Zölle treffen reine Softwarefirmen wie zum Beispiel KI-Modellentwickler weniger stark als Hardwarefirmen, die Chips und Infrastruktur bauen. Allerdings ist hier anzumerken: OpenAI und xAI verfolgen unter anderem mit Stargate und der KI-Gigafactory in Memphis durchaus Pläne zum Bau von Rechenzentren. Zumindest könnten ihre Kosten für Chips und Rechenleistung weiter steigen.
Die Unsicherheit am Markt könnte dazu führen, dass Investoren in den nächsten Monaten zurückhaltender sind und weniger Risiken eingehen. Das könnte für die KI-Firmen mit ihrem großen Kapitalbedarf zum Problem werden.
Es gibt aber auch positive Argumente. Die Kurseinbrüche bei vielen Firmen sind vor allem ein Zeichen für Rezessionssorgen. Doch eine Zeit des wirtschaftlichen Abschwungs heißt nicht notwendigerweise, dass das Interesse an KI nachlässt. Im Gegenteil: Dort, wo Unternehmen mit KI sofort Kosten senken können, dürfte die Nachfrage noch steigen. Das eröffnet vor allem Chancen für Unternehmen, die sich auf bestimmte Anwendungen spezialisieren und kurzfristige Einsparungen versprechen.
Zum Schluss noch eine wichtige Anmerkung der KI-Investorin Judith Muttersbach-Dada von Visionaries Club: „Die US-Regierung versteht durch ihre enge Vernetzung mit der Tech-Industrie die strategische Bedeutung globaler KI-Dominanz sehr genau. Sollte es zu ernsthaften Auswirkungen kommen, ist anzunehmen, dass Ausnahmeregelungen getroffen würden, um die Wettbewerbsfähigkeit und das starke Momentum des US-KI-Sektors nicht zu gefährden.“ Das gelte „trotz allen zolltariflichen Wahnsinns“, sagt die Investorin.

Investorin Judith Muttersbach-Dada (Foto: La Famiglia, Getty Images)
Warum Trumps Zölle unter den börsennotierten Technologiekonzernen insbesondere Apple und Nvidia treffen und warum daran auch die Ausnahmen für Chips nichts ändern, erfahren Sie hier.
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