Viele Fragen? Noch mehr Antworten!
Allerdings gibt es rund um die kleinen Reifenpartikel – sie sind im Durchschnitt gerade einmal so dick wie ein menschliches Haar (100 μm) – noch viele Fragen. Zuerst braucht es zuverlässige, standardisierte und präzise Messverfahren, um die Umweltauswirkungen von Abriebpartikeln besser zu verstehen. Weil wir auf Fragen am liebsten Antworten liefern, nehmen wir bei Michelin die Dinge gerne selbst in die Hand: Auf der Tire Technology Expo in Hannover im Frühjahr dieses Jahres haben wir unser neues System zur Analyse von kleinsten Reifenpartikeln vorgestellt. Es ist unmittelbar am Reifen angebracht und erfasst, sortiert, zählt und charakterisiert die Partikel – mit hoher Präzision und Wiederholgenauigkeit. Wir erfahren mit diesem System mehr zur Zusammensetzung der Partikel. Das ist einerseits wichtig für Michelin, um die Zusammenhänge zwischen Reifen, Straße und Fahrstil besser nachvollziehen zu können. Das ist andererseits auch wichtig für die Behörden in den Städten – sie sind für die Messung der Luftverschmutzung zuständig. Daten zu Reifenpartikeln spielen eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung von Simulationsmodellen zur Vorhersage der Luftqualität.
Überhaupt verfolgt Michelin auf dem Weg zu weniger Abrieb auf den Straßen Europas einen kooperativen Ansatz: Wir sind davon überzeugt, dass nur eine enge Zusammenarbeit mit Unternehmen, Verbänden, Politik und weiteren relevanten Akteuren im Markt zu Lösungen führt, die die Umwelt schonen. Wir haben deshalb beispielsweise sein System zur Analyse des Reifenabriebs der ETRMA (European Tyre & Rubber Manufacturers‘ Association) für weitere Analysen zur Verfügung gestellt. Die ETRMA plant in Kooperation mit einer unabhängigen Organisation weitere Messungen in größerem Umfang. Die gesamte Branche steht in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass der Material- und Ressourceneinsatz für ihre Produkte möglichst gering bleibt und Reifen möglichst langlebig sind. Wenn alle Reifen bis zur gesetzlichen Mindestprofiltiefe genutzt würden, könnten in Europa jährlich rund 128 Millionen Altreifen gespart werden. Michelin übernimmt mit seiner Performance-made-to-last-Strategie eine Vorreiterrolle: Premium-Reifen von Michelin bieten auch gegen Ende ihrer Laufzeit noch große Leistungsreserven und lassen sich sicher und zuverlässig bis zur gesetzlichen Mindestprofiltiefe fahren.1
Wie Michelin Reifenabrieb kontinuierlich reduziert
Wenn die neuen Grenzwerte der Euro-7-Norm vom Juli 2028 an in Kraft treten, blickt Michelin auf knapp ein Vierteljahrhundert an Erfahrungen in der Reduzierung von Reifenabrieb zurück: Seit 2005 forscht das Unternehmen intensiv an der Entstehung, Zusammensetzung und den Auswirkungen von Mikropartikeln auf die Umwelt. So arbeiten die Entwickler:innen von Michelin zum Beispiel an neuen Reifenarchitekturen und innovativen Laufflächenprofilen oder an Verbundwerkstoffen mit bisher unbekannten Eigenschaften. Dank intensiver Forschungs- und Entwicklungsarbeit konnten wir bei zwei aktuellen Modellen den Reifenabrieb um 20 beziehungsweise 25 Prozent im Vergleich zu den Vorgängern senken.
Die Arbeit von Michelin trägt also Früchte – das bestätigen auch unabhängige Expert:innen: Bei einem Test des ADAC2 lagen MICHELIN Reifen mit 95 Gramm Abrieb pro 1.000 Kilometer deutlich unter dem errechneten Durchschnitt aller untersuchten Reifen von 120 Gramm. Gerade für die Elektromobilität kann das ein großer Gewinn sein. Elektrofahrzeuge stellen besonders hohe Anforderungen an die Reifen: Sie können aufgrund ihres höheren Gewichts und des unmittelbar anliegenden Drehmoments zwischen 10 und 20 Prozent mehr Reifenabrieb erzeugen als Verbrenner. Michelin kann diese zusätzlichen Emissionen dank der Langlebigkeit seiner Produkte zumindest zum Teil kompensieren.
Von nachhaltigen Reifen zu nachhaltiger Mobilität
Der Weg zu einer nachhaltigeren Mobilität beginnt bei Michelin nicht erst, wenn die Reifenpartikel auf der Straße landen, sondern viel früher. Wir arbeiten mit dem Lebenszyklusansatz: Dieser Ansatz hilft dabei, Technologien zu identifizieren, die die Umweltauswirkungen der Reifen reduzieren – und zwar ohne Kompromisse in Bezug auf Leistung und Sicherheit des Produkts. Wir analysieren jede Phase im Lebenszyklus eines Reifens auf ihr Potenzial, wie Ressourcen und Material eingespart, die Nutzung optimiert, Lieferwege verkürzt oder Wertstoffe am Lebensende noch besser wiederverwertet werden können. Den größten Hebel bietet die Nutzungsphase: Sie macht insgesamt mehr als 80 Prozent des ökologischen Fußabdrucks eines Reifens aus – einschließlich des Anteils, der durch Abrieb entsteht. Dieser ganzheitliche Ansatz führt beispielsweise dazu, dass wir recycelte und erneuerbare Materialien im Reifen nur dann einsetzen, wenn sie sich insgesamt positiv auf den ökologischen Fußabdruck auswirken. Bis 2030 will Michelin 40 Prozent nachhaltige Materialien in seinen Produkten erreichen. Das Unternehmen hat beispielsweise bereits 2012 mit dem Projekt „BioButterfly“ den Grundstein gelegt, Butadien – ein Vorprodukt von synthetischem Kautschuk – aus Biomasse zu gewinnen. Das ist nur ein Beispiel für die Zukunftstechnologien, die schon heute in einigen unserer Produkten stecken. 2023 hat Michelin einen Pkw- und einen Bus-Reifen mit Straßenzulassung vorgestellt, die bereits zu 45 beziehungsweise 58 Prozent aus nachhaltigen Materialien bestehen. Bis 2050 will Michelin 100 Prozent erreichen – bei sämtlichen Produkten über alle Segmente hinweg.
Im Sinne einer langfristig lebenswerten Welt
Reifen und Nachhaltigkeit können und müssen deshalb zusammengehen. Nur wenn wir Nachhaltigkeit bei der Reifennutzung und in allen anderen Lebenszyklus-Phasen eines Reifens konsequent mitdenken, können wir den nächsten, großen Schritt hin zu einer nachhaltigeren Mobilität machen. Es ist ein bedeutender Teil der Nachhaltigkeitsstrategie von Michelin, Mobilität möglichst umwelt- und ressourcenschonend zu gestalten – für eine langfristig lebenswerten Welt. ■

1 Die verbleibende Profiltiefe von 1,6 Millimetern ist in den meisten Ländern für Sommerreifen anwendbar, kann aber je nach Region, Land, Saison und Reifentyp variieren.
2 ADAC-Test 2022, Dem Mikroplastik auf der Spur: Weniger Reifenabrieb ist möglich
Foto: Michelin
