Technologiebegeisterung im internationalen Vergleich – fürchten Deutsche das KI-Zeitalter?

Von der Dampfmaschine bis zur generativen Künstlichen Intelligenz (KI): technologische Innovationen prägen das wirtschaftliche Schicksal von Nationen.

Führungskräfte predigen immer wieder die proaktive Integration neuer Technologien als Rezept für künftigen Wohlstand. Doch Technologiewandel lässt sich nicht per Dekret verordnen. Entscheidend ist die Bereitschaft der Menschen, Innovationen auszuprobieren und in ihren Arbeitsalltag zu integrieren. Wie steht es also um die Technologiebegeisterung der Deutschen?

Technologiepessimismus in Deutschland und anderen Industrienationen

Eine aktuelle internationale Studie des Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) zeichnet ein ernüchterndes Bild: 25.000 Menschen aus 25 Ländern – darunter die meisten G20-Staaten – wurden zu ihrer Einstellung zu derzeitigen technologischen Veränderungen wie KI befragt. Das Ergebnis: Deutschland landet im internationalen Technologieoptimismus-Ranking auf dem viertletzten Platz. Die meisten Deutschen erwarten von neuen Technologien in den kommenden Jahren kaum wirtschaftliche Verbesserungen, weder für sich persönlich noch für das Land.

Immerhin: der Abstand im Technologieoptimismus zu anderen modernen Industrienationen, wie etwa den USA oder Großbritannien, ist nicht allzu hoch. Allgemein herrscht in vielen traditionell technologischen führenden Ländern derzeit eine breite Skepsis in der Bevölkerung zu möglichen Vorteilen momentaner technologischer Veränderungen. Dagegen sind es Menschen in Schwellenländern wie Indien, Brasilien, oder Südafrika, die aktuell eher hoffnungsvoll sind, dass der technologische Wandel zu einer Verbesserung ihres Lebens führt.

KI spaltet die Gesellschaft

Weltweit sehen die meisten Menschen Künstliche Intelligenz als derzeit wichtigste Zukunftstechnologie. Doch unsere Studie zeigt auch, dass die Einstellungen zu KI in der Bevölkerung häufig ambivalent sind. Die am häufigsten genannte Sorge: Arbeitsplatzverluste durch KI-Automatisierung.

Hinzu kommt eine weitere brisante Erkenntnis: In den meisten Ländern, einschließlich Deutschland, glaubt der Großteil der Menschen, dass technologischer Wandel primär den Wohlhabenden nutzt, nicht aber dem Mittelstand oder Menschen mit geringem Einkommen. Diese Wahrnehmung kann sozialen Sprengstoff bergen und Technologieskepsis erklären.

Was Führungskräfte jetzt tun sollten

Die Studienergebnisse des NIM sind wichtig für Politik und Wirtschaft. Um die Innovationsbereitschaft zu steigern, sollten die konkreten Sorgen und Ängste der Bevölkerung ernst genommen und adressiert werden, zum Beispiel wenn es um die Zukunft des Arbeitsmarktes und die gerechte Verteilung der Gewinne durch KI-Techniken geht. Deutschland könnte einen Innovationsschub gut gebrauchen. Den wird es aber nur geben, wenn die breite Bevölkerung das Gefühl hat, von der technischen Transformation wirklich zu profitieren. Denn Innovation setzt gesellschaftliche Akzeptanz und Teilhabe voraus.

Bild: © Wolfgang Schmitt Nürnberg