Sanierung im StaRUG-Verfahren: Erfolgsfaktoren für eine erfolgreiche Restrukturierung

In den Jahren 2023 und 2024 erlebte Deutschland einen signifikanten Anstieg der Unternehmensinsolvenzen. Laut Statistischem Bundesamt meldeten im Jahr 2023 insgesamt 17.814 Unternehmen Insolvenz an, ein Anstieg von 22,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Diese Entwicklung setzte sich 2024 vor allem im ersten Halbjahr fort.

Artikel aus dem Handelsblatt Journal RESTRUKTURIERUNG vom 15.05.2025

Parallel dazu stagnierte die deutsche Wirtschaft: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank 2023 um 0,3 Prozent und 2024 um weitere 0,2 Prozent. Diese Rezession, die erste über zwei aufeinanderfolgende Jahre seit mehr als zwei Jahrzehnten, führte zu erhöhtem Anpassungsdruck auf Unternehmen. Manche passten ihre Geschäftsmodelle an, andere mussten restrukturieren.

Neues Gesetz, neue Chancen

Vor diesem Hintergrund gewinnt das Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz (StaRUG) an Bedeutung. Seit 2021 bietet es Unternehmen die Möglichkeit, frühzeitig und strukturiert außerhalb eines Insolvenzverfahrens zu sanieren. Ein entscheidender Erfolgsfaktor ist, dass Unternehmen rechtzeitig die Krisensymptome erkennen. Je früher ein Restrukturierungsprozess initiiert wird, desto größer sind die Handlungsspielräume. Unternehmen zögern jedoch oft aus Sorge vor Reputationsverlust oder Unsicherheit über die Erfolgsaussichten der Sanierung. Ein frühzeitiger und strategisch geplanter Einsatz des StaRUG kann nachteilige Entwicklungen verhindern und tragfähige Lösungen für alle Beteiligten ermöglichen.

Ein fundierter Restrukturierungsplan ist der Schlüssel zum Erfolg

Die Grundlage einer erfolgreichen Sanierung bildet ein fundierter Restrukturierungsplan. Dieser muss nicht nur wirtschaftlich belastbar, sondern auch überzeugend für Gläubiger und Gesellschafter sein. Eine detaillierte Analyse der aktuellen Finanz- und Ertragslage, operative und finanzielle Maßnahmen zur Verbesserung der Rentabilität sowie eine Liquiditätsplanung sind essenziell, um den nachhaltigen Bestand des Unternehmens zu gewährleisten. Besonders wichtig ist es, den Plan gründlich juristisch abzusichern, da er im Rahmen des StaRUG gerichtlich bestätigt werden muss.

Je früher ein Restrukturierungsprozess initiiert wird, desto größer sind die Handlungsspielräume.

Michael Giessweinbis zum 30.04.2025 CRO der VARTA AG

Die Einbindung der Stakeholder ist entscheidend

Ein zentraler Erfolgsfaktor für die Restrukturierung ist die Einbindung der relevanten Stakeholder. Während Gläubiger vorrangig an der Sicherung und Rückführung ihrer Forderungen interessiert sind, fokussieren sich Gesellschafter auf die Wahrung von Einfluss und Wertbestandteilen des Unternehmens. Mitarbeitende sind in hohem Maße von der Restrukturierung betroffen und benötigen klare Perspektiven. Ein effektives Stakeholder-Management trägt dazu bei, einen konstruktiven Dialog zwischen den Beteiligten zu etablieren, Widerstände abzubauen und tragfähige Lösungen zu entwickeln. Eine transparente und nachvollziehbare Kommunikationsstrategie ist unerlässlich, um Vertrauen zu schaffen und Konsenslösungen zu ermöglichen. Dabei muss stets zwischen wirtschaftlichen Zwängen und den Interessen der Beteiligten vermittelt werden.

Das StaRUG bietet die Möglichkeit, Gläubiger mit qualifizierter Mehrheit an einen Restrukturierungsplan zu binden. Dennoch sollte eine einvernehmliche Lösung bevorzugt werden, um langwierige Auseinandersetzungen zu vermeiden. Gerade bei heterogenen Gläubigerstrukturen ist eine zielgerichtete Verhandlungsstrategie erforderlich, um Zustimmung zu sichern und mit dem Plan zügig voranzukommen.

Von der Planung zur Umsetzung

Nach der gerichtlichen Bestätigung des Restrukturierungsplans beginnt die eigentliche Herausforderung: die Umsetzung. Erfahrungsgemäß scheitern viele Restrukturierungen nicht an der Planung, sondern an der fehlenden Konsequenz in der Umsetzung. Daher sind ein enges Monitoring, klare Verantwortlichkeiten und ein stringentes Controlling unabdingbar. Veränderte Rahmenbedingungen müssen frühzeitig identifiziert und die Umsetzung angepasst werden. Belastbare Kennzahlen, regelmäßige Berichte und eine aktive Steuerung der Maßnahmen sind essenziell, um den Restrukturierungsprozess erfolgreich abzuschließen.

Das StaRUG-Verfahren: Ein neues Instrument für Unternehmen

Das StaRUG-Verfahren eröffnet Unternehmen eine wirksame Möglichkeit, sich außerinsolvenzlich zu restrukturieren und ihre Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern. Der Erfolg hängt maßgeblich von einem professionellen und strategischen Vorgehen ab. Die frühzeitige Einleitung des Prozesses, eine belastbare Planung, die Einbindung aller relevanten Stakeholder und eine konsequente Umsetzung der Maßnahmen sind Schlüsselfaktoren für eine erfolgreiche Sanierung.

© Marc Schultheiss Photography

Das aktuelle Handelsblatt Journal
Dieser Artikel ist im aktuellen Handelsblatt Journal „RESTRUKTURIERUNG“ erschienen. Das vollständige Journal können Sie sich hier kostenlos herunterladen:
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