Restrukturierung von Fonds-finanzierten Unternehmen und Assets

Alternative Finanzierungsformen, häufig ausgereicht über sogenannte Kreditfonds, sind in Deutschland weiter auf dem Vormarsch. Im Segment der Buy-out Finanzierungen von Private Equity geführten Unternehmen haben alternative Investmentfonds (Spezial-AIF) die klassischen Geschäftsbanken bereits hinter sich gelassen. Auch bei der gewerblichen Immobilienfinanzierung spielt die Darlehensvergabe durch alternative Investmentfonds eine zunehmend große Rolle, was durch die derzeitige Krise des Immobilienmarktes noch forciert werden dürfte. Worauf müssen sich Kreditnehmer in Restrukturierungssituationen bei Fonds-Finanzierungen einstellen, welche Unterschiede ergeben sich hierbei gegenüber herkömmlichen Bankenfinanzierungen?

Geschwindigkeit
Die Entscheidungsprozesse bei Banken sind häufig formalistisch geprägt, was auf Kosten der notwendigen Geschwindigkeit in Restrukturierungen gehen kann. Alternative Finanzierer weisen in solchen Situationen eine höhere Agilität aus, was einen nicht zu unterschätzenden Vorteil in Krisensituationen sein kann.

Instrumentenkasten
In den Anfangszeiten der Kreditvergabe durch Spezial-AIFs herrschte noch Unsicherheit, ob beispielweise eine nachträgliche Änderung der Darlehensbedingungen als Kreditvergabe im Sinne des KWG zu werten sei und somit nicht von nicht von den Kreditfonds vorgenommen werden könne. Mittlerweile wurde seitens der Gesetzgebern klargestellt, dass Prolongation eines Darlehens, eine Anpassung der Tilgungsbestimmungen oder eine Änderung der Zinslasten auch durch Spezial-AIFs gewährt werden können. In der Praxis wird der Instrumentenkasten der Kreditfonds aber insbesondere auch durch die Lebenszyklusphase des Fonds bestimmt. Gegen Ende der Fondslaufzeit kann die Flexibilität deutlich begrenzt sein.

Formelle Anforderungen
Klassische Banken unterliegen deutlich höheren regulatorischen Anforderungen als beispielsweise Kreditfonds. Im Kontext von Sanierungsbeiträgen scheuen Banken insbesondere eventuelle Risiken aus einer Gläubigergefährdungs- und Insolvenzverschleppungshaftung. Deshalb wird sehr streng auf die Einhaltung der einschlägigen BGH-Rechtsprechung im Zusammenhang mit den Anforderungen an ein Sanierungskonzept geachtet. Alternative Finanzierer gehen nach unserer Erfahrungen deutlich entspannter mit diesen Risiken, insbesondere Kreditfonds aus dem angelsächsischem Ausland.

Gebühren/Kosten
Eine Restrukturierung die Eingriffe in die Kreditdokumentation zur Folge hat, zieht meist auch nicht unerhebliche Kosten und Gebühren nach sich. Bei alternativen Finanzierer sollte man sich hier durchaus auf einen signifikant höheren Kostenrahmen einstellen, ein langfristiges Relationship Banking steht hier deutlich weniger im Vordergrund als bei Banken.

Restrukturierungserfahrung und -kapazität
Banken verfügen über eigene Abteilungen zur Intensivbetreuung von Problemkrediten mit einschlägiger Sanierungserfahrung. In den letzten weitestgehend krisenfreien Jahren wurde Kapazitäten in diesen Bereichen teilweise abgebaut bzw. nicht wieder aufgefüllt. Ein Kreditfond verfügt in der Regel auch in Restrukturierungssituationen nicht über eine solche Arbeitsteilung – meist wechselt die Zuständigkeit nicht. Ob dies ein Vorteil ist, hängt auch von der einschlägigen Erfahrung und Kapazität des konkreten Ansprechpartners ab. Aktuell „klemmt“ es gerade bei alternativen Finanzierern im Real Estate Bereich aufgrund der Vielzahl der Neufälle bei der Betreuung der notleidenden Engagements.

Ob man als Kreditnehmer in einer Restrukturierung besser bei einer Bank oder einem alternativen Kreditgeber aufgehoben ist, lässt sich also pauschal nicht beantworten. Aus unserer langjährigen Restrukturierungs- und Finanzierungpraxis trauen wir uns jedoch folgende Einschätzung zu: Das Verhalten von Nichtbanken ist durch eine höhere Vorhersehbarkeit und schärferen Konsequenz geprägt, sowohl bei den Kosten als auch bei der Frage der Verwertung von Sicherheiten bis hin zum Debt-to-Equity Swap. Auf eine „zweite Chance“ sollte man eher nicht hoffen, stattdessen sollte man einen für eine Sanierung idealerweise einen Plan-B in der Tasche haben.