OpenAI erhält 6,6 Milliarden Dollar

Die Firma hinter ChatGPT hat die größte Wagniskapital-Finanzierung aller Zeiten abgeschlossen und nimmt 6,6 Milliarden Dollar auf. Einschließlich dieses Geldes bewerten die Investoren die Firma jetzt mit 157 Milliarden Dollar.

Wenn es um eine Beteiligung an OpenAI geht, scheint Investoren kein Preis zu hoch. (Optik: Larissa Holzki | Dall-E)

Damit ist OpenAI nach dem chinesischen Technologiekonzern Bytedance und Elon Musks Raketenfirma SpaceX das drittwertvollste „Start-up“ der Welt. Ein Vergleich, der Ihnen vielleicht näherliegt: Die Bewertung ist jetzt höher als die Marktkapitalisierung von Siemens, der Nummer 2 im deutschen Leitindex Dax.

Warum das wichtig ist? Der Deal zeigt: Obwohl Warnungen vor einer KI-Blase zuletzt immer lauter wurden, geht der Hype um Künstliche Intelligenz weiter. Um am heißesten Start-up im Rennen um die Technologie beteiligt zu sein, lassen sich Investoren auf hohe Wetteinsätze ein. Daran ändert selbst die zuweilen chaotische Unternehmensführung und der Abgang von Schlüsselfiguren wie Technologiechefin Mira Murati nichts.

Wenn Sie mehr Einordnung wollen, helfen die Analysten der Deutschen Bank. Sie schreiben mit Verweis auf die vieldiskutierte Bewertung des KI-Chipkonzerns Nvidia: „Wenn Sie glauben, die Aktien von Nvidia sind teuer, dann schauen Sie mal, wie viel Investoren für eine Beteiligung an privaten Unternehmen zahlen, die im Mittelpunkt des KI-Wahnsinns stehen.“

OpenAI sei auf dem Weg, vier Milliarden Dollar Jahresumsatz zu erzielen. Damit entspreche die neue Bewertung dem 40-Fachen des Brutto-Umsatzes. Nvidia hingegen habe nur ein erwartetes Kurs-Umsatz-Verhältnis von 18 und OpenAIs größter Investor Microsoft liege im niedrigen zweistelligen Bereich. Das wirkt dann fast wie ein Schnäppchen.

Dagegen kann man aber auch einwenden, dass OpenAI seinen Umsatz im kommenden Jahr laut Finanzchefin Sarah Friar um 200 Prozent steigern will, auf 11,6 Milliarden Dollar. Wenn das klappt, sieht die Rechnung wieder ganz anders aus.

OpenAI-Finanzchefin Sarah Friar (Foto: Bloomberg/Getty Images)

Zum Gesamtbild gehört, dass OpenAI am Donnerstag den Abschluss einer revolvierenden Kreditlinie bekannt gegeben hat. Sie erlaubt dem Unternehmen, bis zu vier Milliarden Dollar zusätzlich abzurufen. So hat der ChatGPT-Entwickler nun also Zugang zu mehr als zehn Milliarden Dollar. Und den braucht er auch.

Laut Sarah Friar kann OpenAI jetzt mit mehr Flexibilität agieren, wenn es um die größten Kostentreiber des Unternehmens geht: erstens Rechenleistung, zweitens Fachkräfte, drittens Betriebskosten. Angesichts eines Jahresverlusts von wohl fünf Milliarden Dollar stellt sich aber auch die Frage: Wie lange wird das Geld reichen?

Zudem berichten verschiedene Medien mit Verweis auf Insider, dass OpenAI seine Investoren gebeten hat, auf Beteiligungen bei Wettbewerbern zu verzichten. Das ist nicht ganz ungewöhnlich. Oft entscheiden Risikokapitalgeber aus eigenem Interesse, nur in eine aussichtsreiche Firma pro Markt zu investieren, um diese bestmöglich zu unterstützen.

Es gibt aber auch eine andere Strategie, auf einen bestimmten Markt zu setzen und dann bei möglichst vielen aussichtsreichen Firmen einzusteigen, die diesen erobern wollen. Das macht zum Beispiel die Investmentgesellschaft Tiger Global gern, die sich gerade an OpenAI beteiligt hat.

Noch brisanter ist hier aber: Zu OpenAIs Investoren zählt auch der wichtige Chiplieferant Nvidia. Als ich einen Münchener Investor zu seiner Einschätzung fragte, sagte er mir: „Wenn die nur bei OpenAI investieren, ist das krasse Wettbewerbsverzerrung.“

Interessant ist auch, dass OpenAI in dem Zuge selbst gesagt hat, welche fünf Firmen es als seine wichtigsten Wettbewerber identifiziert. Es sind neben Entwicklern großer Sprachmodelle auch Spezialisten für KI-gestützte Internetsuchen.

OpenAI-Chef Sam Altman (Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

Wer dahinter steckt:

  • Anthropic, das 2021 von den ehemaligen OpenAI-Mitarbeitern Dario und Daniela Amodei gegründet wurde und die Claude-Sprachmodelle entwickelt
  • xAI, die KI-Firma von Tesla-Chef Elon Musk, mit ihrer KI-Modellreihe Grok
  • Safe Superintelligence, die erst im Sommer gegründete Firma des OpenAI-Mitgründers Ilya Sutskever
  • Perplexity, die KI-Suchmaschinenfirma von Aravind Srinivas
  • Glean, das von Ex-Google-Mitarbeitern gegründete Start-up für KI-gestützte Suchen in Unternehmensdaten

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