Mehrere Top-Manager kündigen ihren Abschied an

Chef Sam Altman für den ChatGPT-Entwickler die größte Start-up-Finanzierung aller Zeiten abschließt und die Non-Profit-Organisation zu einer gewinnorientierten Firma umbaut, haben erneut mehrere Top-Manager ihren Abschied angekündigt. Der prominenteste Kopf unter ihnen ist Technologiechefin Mira Murati.

OpenAI-Chef Sam Altman sitzt potenziell auf einem Milliarden-Schatz – fast allein. (Optik: Michel Becker | Dall-E)

Warum das wichtig ist? In der Firma, die den Hype um KI im Herbst 2022 erst ausgelöst hat, spielen sich zwei Machtkämpfe auf einmal ab: Der erste dreht sich um die Vorherrschaft bei Künstlicher Intelligenz. Beim zweiten geht es um die Frage, wer den Weg dahin bestimmt und Einfluss und Vermögen damit steigern kann. Und beide Machtkämpfe entscheiden sich zunehmend offensichtlich an einer Figur: Sam Altman.

Im Grunde hat sich das bereits in den Chaostagen im November 2023 abgezeichnet. Damals hatte der Verwaltungsrat Firmenchef Altman überraschend gefeuert. Ein Grund soll die Gewinnorientierung des Managers gewesen sein, die nach Auffassung des Aufsichtsgremiums nicht zur Gründungsidee der Firma passte. Nach Protesten von Mitarbeitern und Investoren wurde Altman aber nur wenige Tage später wieder eingestellt.

OpenAIs Gründungsidee besteht darin, Künstliche Intelligenz im Sinne und zum Wohle der Menschheit zu entwickeln. Deshalb kontrolliert bei OpenAI bisher auch eine gemeinnützige Dachorganisation, was bei der gewinnorientierten Firma passiert.

Doch mit Philantropie lässt sich wohl kaum gewinnen, was sich zur größten Kapitalschlacht des heutigen Silicon Valleys entwickelt hat. Jedes neue Spitzen-Sprachmodell kostet die Entwickler Hunderte Millionen von Dollar. Bisher mussten sich Investoren bei OpenAI aber darauf einlassen, kaum Einfluss auf die Firma nehmen zu können. Zudem gilt eine Gewinnbeschränkung. Das gilt auch für Großinvestor Microsoft, der 49 Prozent an OpenAI hält.

Altman gilt als genialer Fundraiser. Aber für die bevorstehende Finanzierung, bei der OpenAI 6,5 Milliarden Dollar zufließen sollen, kann wohl auch er die Investoren unter diesen Voraussetzungen nicht gewinnen. Sie wollen mehr für ihre Milliardenwette – dafür will Altman die Firma umstrukturieren.

Dabei dürfte ihm selbst viel daran gelegen sein, das Geldverdienen mit OpenAI zu erleichtern. Bei der bevorstehenden Finanzierung soll die Firma mit 150 Milliarden Dollar bewertet werden. Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg könnte Altman dabei sieben Prozent der Anteile an OpenAI erhalten. Sie hätten einen Wert von 10,5 Milliarden Dollar. Altman selbst soll gegenüber Mitarbeitern allerdings gesagt haben, Berichte über eine Sieben-Prozent-Beteiligung seien „lächerlich“, also viel zu hoch. Das berichtet „The Information“.

Mira Murati, die scheidende Technologiechefin von OpenAI (Foto: AFP/Getty Images)

Die Entscheidung von Mira Murati hat mit all dem laut Sam Altman nichts zu tun. Murati selbst veröffentlichte ein Schreiben an die OpenAI-Mitarbeiter auf der Plattform X: Es gäbe keinen idealen Zeitpunkt, von etwas Abstand zu nehmen, was man liebt, heißt es darin. „Aber dieser Moment fühlt sich richtig an.“

Ganz klar ist allerdings nicht, wie Murati wirklich zu Altman und seinen Entscheidungen steht. Nach dessen Rausschmiss hatte die Technologiechefin für ein paar Tage den Chefposten bei der Firma inne. Welche Rolle sie bei der Entscheidung über seine Entlassung gespielt hat, ist bis heute nicht geklärt.

Fest steht, dass sie zu einer ganzen Reihe von Managern gehört, die sich in den vergangenen Monaten gegen eine weitere Zusammenarbeit mit Altman entschieden haben. Mit ihr kündigten am Mittwoch Chef-Wissenschaftler Bob McGrew und Barret Zoph, Vice Präsident für Forschung, ihre Abschiede an.

OpenAI-Mitgründer Greg Brockman nimmt derzeit eine Auszeit. (Foto: Getty Images Entertainment/Getty Images)

Zuvor hatten unter anderem die Leiter des Sicherheitsteams, Mitgründer Ilya Sutskever und Jan Leike, die Firma verlassen. Von den 13 Mitgliedern des Gründungsteams sind jetzt inklusive Altman noch drei dabei – zumindest formal. Der fürs Tagesgeschäft zuständige Greg Brockman befindet sich für unbestimmte Zeit in einer Auszeit.


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