„F13“ soll Behörden Entlastung bringen – und Aleph Alpha auch

Die Reise nach Heilbronn hat sich gelohnt: Denn erstens hat der baden-württembergische Staatsminister Florian Stegmann dort am Donnerstag den Start seiner KI-gestützten Verwaltung verkündet. Die KI-Assistenz F13, die das landeseigene Innolab mit der Heidelberger Firma Aleph Alpha entwickelt hat, soll künftig Verwaltungsprozesse beschleunigen. Zweitens hat Aleph-Alpha-Chef Jonas Andrulis die Gelegenheit genutzt, auf die Kritik an seiner Firma zu reagieren – und sein künftiges Geschäftsmodell erklärt.

Ein Roboter jongliert mit Akten (Optik: Larissa Holzki / Dall-E)

Warum das wichtig ist?
Bundesregierung wie Dax-Konzerne setzen große Hoffnungen in Aleph Alpha. Das Start-up soll dafür sorgen, dass deutsche Unternehmen und Behörden ihre Daten souverän mit Künstlicher Intelligenz verarbeiten können und sich nicht von ausländischen Anbietern abhängig machen müssen. Doch Vergleichstests sorgen für Zweifel, ob die Firma dieses Versprechen halten kann.

Bei diesen Benchmarks, das muss man wissen, werden KI-Modelle beispielsweise im Beantworten von Wissensfragen, bei Logik-, Sprach- und Rechenaufgaben verglichen. Die Heidelberger schneiden mit ihren Modellen dabei deutlich schlechter ab als internationale Wettbewerber.

Staatsminister Florian Stegmann, ein offensichtlich glücklicher Nutzer der Aleph-Alpha-Technologie, erscheint zu Pressegesprächen gern mal mit einem T-Shirt unter dem Sakko, auf dem in fetten gelben Buchstaben „NERD“ steht. Am Donnerstag war die Aufschrift „THE LÄND“ – ein Slogan, mit dem sich Baden-Württemberg als Standort für Technologie und Innovation profilieren möchte.

Florian Stegmann, baden-württembergischer Staatsminister im Geschäftsbereich des Ministerpräsidenten (Foto: Philipp Maurice Föll)

Ebenso plakativ kann Stegmann erklären, was er von diesen Vergleichen hält: „Ich finde es auch cool, wenn mir ChatGPT zum 80. Geburtstag meiner Mutter ein Gedicht in hessischer Mundart schreiben kann“, sagte er mir im Gespräch. Dann fragte er mich: „Wissen Sie, wo ich das hier in meinem Job brauche? Nirgends.“

Was Stegmann braucht, ist eine KI, mit der seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter interne Dokumente durchsuchen und zusammenfassen können, deren Ergebnisse überprüfbar sind und für die er sich nicht „in die brutale Abhängigkeit von Microsoft begeben“ muss.

Um diese Bedürfnisse zu erfüllen, hat Aleph Alpha eine Technologie aus zwei Hauptkomponenten entwickelt. Die – und das ist für das Geschäftsmodell zentral – soll in modifizierter Form in jeder Behörde zum Einsatz kommen können. Denn für Andrulis stellt der öffentliche Sektor neben dem Prüfungs- und Compliance-Segment das zweite wichtige Geschäftssegment für seine Firma dar.

Die erste Komponente der Behörden-KI F13 ist eine Art KI-Betriebssystem. Hier haben die Heidelberger unter anderem ihre Erklärbarkeitsfunktion integriert, die Aussagen der KI überprüfbar macht. So können die Nutzer einfach nachvollziehen, ob das System einen Fehler gemacht hat.

Außerdem können in dieses Betriebssystem Sprachmodelle verschiedener Anbieter integriert werden. Das hat Vorteile: So sollen Aleph Alphas eigene Modelle beispielsweise gut mit Amtsdeutsch umgehen können. Aber Modelle wie Llama vom Facebook-Konzern Meta und Mixtral vom französischen KI-Start-up Mistral sind besser zum Beantworten von E-Mails geeignet. Außerdem sind die Modelle jederzeit austauschbar, wenn etwas Besseres auf den Markt kommt. „Zukunftssicher“ nennt Andrulis das.

Jonas Andrulis, Chef und Co-Gründer von Aleph Alpha (Foto: Philipp Maurice Föll)

Die zweite Komponente setzt sich aus kleinen Applikationen zusammen, mit denen öffentliche Verwaltungen ganz spezifische Probleme lösen beziehungsweise Fachvorgänge beschleunigen sollen. Als Beispiel nannte Andrulis am Donnerstag eine Funktion, die Anträge auf Wohngeld vorprüfen soll. Schon ab Ende September soll sie für Behörden bundesweit zur Verfügung stehen.

Ob Aleph Alpha damit nun das Riesengeschäft bevorsteht?
Schwer zu sagen. Ammar Alkassar, Vorstand beim Verein GovTech Campus, sagte am Donnerstag, KI-Lösungen für die öffentliche Verwaltung seien ein Markt in zweistelliger Milliardengröße.

Das Potenzial zu heben, dürfte aber auch schwere Arbeit werden. Auf der positiven Seite: Microsoft wird sich damit wohl nicht so schnell herumschlagen


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