Die Branche ist dabei kein Sonderfall, sondern Teil eines gesamtwirtschaftlichen Engpasses: Während Investitionen in Rüstung, Cyberabwehr und digitale Einsatztechnologien deutlich steigen, wachsen die Talentpools nicht im gleichen Tempo. Der MINT Workforce Report von SThree zeigt: 37 % der deutschen MINT-Fachkräfte fühlen sich durch fehlende Skills im Team gebremst – und das branchenübergreifend.
Strategische Hebel, um Expert:innen zu gewinnen
Viele Unternehmen verlassen sich weiterhin auf traditionelle Stellenausschreibungen, obwohl die Zielgruppe längst anders funktioniert: hochqualifizierte MINT-Talente entscheiden sich nicht allein auf Basis eines Titels für eine Stelle. Die Entwicklungsperspektive und Standortattraktivität stehen immer mehr im Fokus.
Drei Faktoren prägen erfolgreiche Talentstrategien heute:
- Frühzeitige Nachwuchssicherung: Wer erst rekrutiert, wenn der Bedarf entsteht, kommt zu spät. Wirksam ist, was langfristig wirkt: Kooperationen mit Hochschulen, gemeinsame Forschungsprojekte, duale Programme oder Talentpipelines, die schon früh Zugang zu Nachwuchskräften eröffnen.
- Neue Berufsbilder für neue Sicherheitsanforderungen: Die Verteidigungsindustrie verändert sich und auch die Jobpofile müssen das. Junge Talente suchen Tätigkeiten, die Technikkompetenz und gesellschaftliche Verantwortung verbinden. Unternehmen, die klare Karrierepfade schaffen, erhöhen ihre Attraktivität drastisch.
- Standortvorteile nutzen: Regionale Ökosysteme wirken als Magnet. Städte mit hoher Lebensqualität, universitärer Dichte oder Nähe zu Forschung und sicherheitsrelevanten Akteuren, etwa Hamburg, Bremen, Düsseldorf oder München, bieten deutlich bessere Voraussetzungen, um Fachkräfte langfristig zu binden. Recruiting ist damit nicht nur eine Personal-, sondern auch eine Standortsfrage.
Wer die Verteidigungswende wirklich beschleunigen will, muss nicht nur in die Skalierung von Technologien investieren, sondern vor allem in die Menschen, die sie entwickeln, steuern und verantworten sollen. Unternehmen, die frühzeitig auf strategisches Talentmanagement setzen, sichern sich Wettbewerbsvorteile und vor allem sicherheitspolitische Handlungsfähigkeit in der Zukunft.