Das bringen die Firmen-GPTs von Otto, Sparkasse und Telekom wirklich

Deutsche Industriekonzerne entwickeln mit Microsoft branchenspezifische KI-Modelle und lizensieren sie an ihre Kunden. Erste Beispiele sind Bayer und Siemens: Sie haben Sprachmodelle für die Agrarindustrie und das Produktdesign herausgebracht.

Bayer hat ein KI-Modell für den Pflanzenschutz trainiert. (Optik: Michel Becker | Dall-E)

Warum das wichtig ist? Generative Künstliche Intelligenz hat das Potenzial, ganze Branchen fundamental zu verändern. Bisher setzen Unternehmen die Technologie aber vor allem ein, um noch etwas effizienter und produktiver zu werden. Nun explorieren Unternehmen mit neuen, branchenspezifischen Modellen völlig neue Geschäftsmodelle. Ausgangspunkt dafür sind ebenfalls interne Prozesse.

Beispiel Bayer: Der Chemiekonzern hat mit internen und öffentlichen Daten ein Modell für den Pflanzenschutz und die Schädlingsbekämpfung trainiert. In einem ersten Schritt hilft es den Mitarbeitern des Dax-Konzerns im Geschäft mit Kunden aus der Agrarindustrie. Nun sollen es aber auch Agrarunternehmen und Beratungen über die Azure-Plattform nutzen können. Neben einer pauschalen Gebühr soll die Nutzung nach dem Prinzip „Pay per Use“ abgerechnet werden: Je mehr ein Kunde die KI nutzt, desto mehr muss er dafür also zahlen.

Beispiel Siemens: Das Unternehmen hat einen KI-Assistenten für das Produktdesign entwickelt. Es soll per Spracheingabe komplexe Designaufgaben lösen und Ingenieure dabei unterstützen, die Produktentwicklung zu beschleunigen und intelligenter zu machen. Siemens NX X Copilot wird ebenfalls auf dem Cloud-Marktplatz von Microsoft verfügbar sein.

Die Ankündigungen gaben viel Anstoß für Diskussionen beim Handelsblatt KI-Summit: Gelingt es traditionellen deutschen Unternehmen, in der KI-Revolution ihren Datenschatz zu heben? Und können sie dabei auf Kooperationen mit amerikanischen Konzernen vertrauen?

Siemens’ Technologie- und Strategiechef Peter Körte sagte, Deutschland habe eine „starke industrielle Kompetenz“ und infolgedessen viele Daten. 80 Prozent dieser Daten würden bisher allerdings nicht genutzt. Um das zu ändern, reiche es aber nicht aus, einfach eine KI darüber laufen zu lassen. Zunächst brauche es Experten, die beim Strukturieren der Daten und schließlich beim Teilen der KI-Modelle helfen, wenn daraus ein Geschäftsmodell werden soll. „Auf diesem Weg befinden wir uns gerade.“

Diskutanten beim KI-Summit: (v. l.) Claudia Pohlink (Fiege), Peter Körte (Siemens) und Agnes Heftberger (Microsoft). (Foto: Willi Nothers Photography)

Bayers IT-Chef Bijoy Sagar betonte, dass Microsoft als Partner eine enorme Reichweite mit sich bringe. Die hilft bei der Vermarktung der KI. „Leider gibt es keine deutsche Option, die so skaliert werden kann, wie wir es brauchen“, sagte Sagar. Und der Top-Manager gab zu Bedenken: „Wenn Sie warten, bis alles perfekt ist, bevor Sie loslegen, fallen Sie zurück.“

Microsoft war beim KI-Summit durch Deutschland-Chefin Agnes Heftberger vertreten. Sie betonte in einer Diskussionsrunde: „Ein wichtiges Prinzip ist, dass aus Microsoft-Sicht die Daten immer dem Unternehmen, also unserem Kunden gehören.“

Ein anderes Thema, das bei der Handelsblatt-Konferenz besonders engagiert diskutiert wurde, waren Erfahrungen mit ChatGPT-ähnlichen KI-Assistenten, die interne Prozesse erleichtern sollen.

Zahlreiche Firmen haben in den vergangenen Monaten sogenannte Unternehmens-GPTs eingeführt. Beim KI-Summit wurde deutlich, dass der Erfolg maßgeblich davon abhängt, wie stark ein Unternehmen ein solches System auf seine spezifischen Anforderungen anpasst. 

 Ana Dujić (l.) vom Bundesarbeitsministerium und Handelsblatt-Reporterin Lina Knees (Foto: Willi Nothers Photography)

Und dann wurde noch die Frage aufgeworfen, ob Chefs Präsentationen, E-Mails und LinkedIn-Beiträge ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nutzen dürfen, um sie durch KI zu ersetzen.

Auch wenn der KI-Experte Christoph Magnussen meint, dass die Arbeitgeber längst nicht so weit sind: Die Antwort ist ja – und das könnte den einen oder anderen beunruhigen.


Einige Best-Practice-Beispiele können Sie hier konkreter nachlesen.

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