Finnlands Silo AI hat „Wikinger-Modelle“ herausgebracht, jetzt geht die Firma an einen Konzern in Kalifornien. (Optik: Larissa Holzki/Dall-E)
Warum das wichtig ist? Das hat gleich drei Gründe. Erstens war Silo AI bisher ein zentraler Akteur bei Initiativen, die sich für die digitale Souveränität Europas eingesetzt haben. Hinter dieser Rolle steht jetzt ein großes Fragezeichen. Zweitens ist der Deal hochinteressant für den ganzen KI-Chipmarkt. Denn für AMD zahlt die Übernahme auf das ambitionierte Ziel ein, dem Quasi-Monopolisten Nvidia Konkurrenz zu machen.
Und dann ist da drittens ein Aspekt, der in der Gemengelage schnell in den Hintergrund gerät: Silo-Chef Peter Sarlin hat mit dem Verkauf seiner Firma einen beachtlichen Exit hingelegt.
665 Millionen Dollar klingen nach wenig, denkt man an all die sogenannten Einhörner, die schon vor dem Börsengang oder Verkauf die Milliardenbewertung knacken. Aber im Unterschied zu den meisten dieser Firmen hat Silo AI nur wenig Kapital aufgenommen. Zwar wurde der Betrag nie kommuniziert. Ein Insider versicherte dem Handelsblatt aber, dass es nicht mehr als 50 Millionen Euro waren.
So musste das Gründerteam verhältnismäßig wenig Anteile an der Firma abgeben. Nach Handelsblatt-Informationen gehörten Peter Sarlin zum Schluss noch knapp 40 Prozent der Firma, die nun also etwa 265 Millionen Dollar wert sind. Was für ein unternehmerischer Erfolg!

Peter Sarlin: Mit mehr als 330 Mitarbeitenden hat er die größte KI-Firma Europas gegründet, bevor er Silo AI jetzt an AMD verkauft hat. (Foto: Silo AI)
Zurück zu den Fragen, was dieser Deal für Europa und den Chipmarkt bedeutet. Eben jener Peter Sarlin saß gerade noch auf Podien in Tübingen und Berlin und sprach davon, dass seine Firma mit dem Ziel gestartet sei, ein Flaggschiff für KI in Europa zu sein. Es verging kaum eine Woche, in der er nicht Partnerschaften mit Unternehmen und Forschungsinstituten geschlossen hat. Dazu zählten auch Kooperationen, die europäische Unternehmen davor bewahren sollten, von US-amerikanischer Technologie abhängig zu werden. Jetzt segelt seine Firma bald selbst unter kalifornischer Flagge.
Was aus all den Projekten wird, ist unklar. Am liebsten hätten wir Ihnen erzählt, was Sarlin selbst dazu sagt. Aber der ist seit Mittwochnachmittag wie abgetaucht. In einem LinkedIn-Beitrag schrieb er lediglich, seine Firma werde weiter performante mehrsprachige Modelle entwickeln, die speziell für europäische Sprachen trainiert und quelloffen zur Verfügung gestellt werden sollen.
Fest steht zumindest: Die nötigen Chips und Rechenkapazitäten für das Training haben Sarlin und sein Team jetzt. Denn Silo AI hat seine Modelle schon immer auf AMD-Chips entwickelt. Und so erklärt sich wohl auch, warum der US-Konzern interessiert an der Übernahme war: Die etwa 350 Mitarbeiter bringen Expertise mit, mit der AMD-Chips für KI-Unternehmen so nutzbar werden könnten wie die von Nvidia.

Lisa Su, Chefin von AMD, mit Handelsblatt-Redakteur Stephan Scheuer: Sie ist die derzeit wohl mächtigste Technologiemanagerin der Welt. (Foto: AMD)
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Wenn Sie mehr über die Pläne von AMD wissen wollen, hat Stephan Scheuer die Übernahme in die Strategie des Chipkonzerns eingeordnet.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Textes hieß es unter Berufung auf die Auskunftei Creditreform, dass Peter Sarlin zum Schluss noch 67,9 Prozent seiner Firma hielt. Diese Zahl ist ist nach neuen Recherchen der Redaktion veraltet.