Changemaking in a troubled world – from ideas to action

Das „Warum“ im Unternehmens-Kontext

Kleine Kinder haben eine besondere Fähigkeit: Sie hinterfragen Dinge.

Warum ist der Himmel blau?
Warum fällt das runter und fliegt nicht hoch?
Warum haben Tiere anderes Essen als wir?

Das ist ihre wichtigste Strategie, die Welt zu verstehen und Sinn in den Dingen um sie herum zu finden.
Dahinter stecken mehrere Gründe:

  • Zwischen ca. 3 und 6 Jahren entwickeln Kinder ein starkes Bedürfnis, Zusammenhänge zu begreifen. Ihr Gehirn ist in einer Phase, in der es besonders schnell Strukturen, Regeln und Kausalitäten aufnimmt. „Warum“ zu fragen, ist das perfekte Werkzeug, um Ursachen und Wirkungen zu erfassen.
  • Kinder üben durch Fragen ihre sprachlichen Fähigkeiten. Sie lernen, wie man Dialoge führt, Informationen abruft und Worte für komplexe Gedanken findet.
  • Fragen zu stellen ist eine Möglichkeit, Aufmerksamkeit zu bekommen, Beziehungen zu pflegen und ein Gefühl von Sicherheit zu gewinnen. Selbst wenn ein Kind die Antwort schon kennt, kann das „Warum“ auch eine Art sein, Nähe herzustellen.
  • Kinder haben von Natur aus einen starken inneren Drang, ihre Umwelt zu erforschen. „Warum“ ist quasi der Motor ihres kindlichen Forschens und das Ventil für ihre Neugier.
  • Oft wiederholen Kinder dieselbe Frage, um zu prüfen, ob Erwachsene immer die gleiche Antwort geben – das ist ein Test, wie zuverlässig Informationen sind.

Man kann also sagen: Kinder sind kleine Wissenschaftler und Forscher – das „Warum“ ist ihr wichtigstes Forschungs- und Datensammelinstrument.

Warum geht das „warum“ verloren?

Als Jugendliche und junge Erwachsene verlieren wir diese Neugier. Typischerweise flacht diese „Warum-Phase“ schon mit Beginn der Schullaufbahn (ca. 7 Jahre) ab. Das hat verschiedenste Hintergründe.

  • Soziale Faktoren: Kinder merken, dass Erwachsene manchmal genervt reagieren („Frag doch nicht immer so viel!“). Dadurch lernen sie, dass Fragenstellen nicht immer erwünscht ist.
  • Bildungssystem: In der Schule wird eher das „Antworten geben“ als das „Fragen stellen“ belohnt. Dadurch verschiebt sich die Rolle: vom neugierigen Forscher hin zum Wissensreproduzenten.
  • Selbstverständlichkeit: Mit wachsendem Wissen haben wir das Gefühl, vieles schon zu „wissen“ oder zumindest verstanden zu haben – die Neugier wird weniger aktiv ausgedrückt.
  • Komplexität der Welt: Manche Fragen scheinen „zu groß“ oder „zu kompliziert“, sodass man sie verdrängt, statt weiter nachzuhaken.

Die Art der Fragestellung verändert sich im Laufe des „Großwerdens“. Erwachsene fragen eher nach dem „Wie“, „Wozu“oder „Was bringt das?“, stellen die Fragen also eher ziel- und lösungsorientiert. Das „Warum ist das eigentlich so“ oder auch „Warum machen wir das so?“ verlernen wir, weil Neugier nicht mehr so stark gefördert oder gesellschaftlich erwartet wird.

Warum ist das „warum“-Fragen vor allem in Unternehmen so wichtig?

Ganz aufhören mit den „Warum-Fragen“ tun wir aber zum Glück nie. Denn „Warum“-Fragen zu stellen, Dinge und Gewohnheiten zu hinterfragen, Selbstverständliches zu durchleuchten ist nicht nur im Kindesalter notwendig und sinnvoll. Auch im Arbeitsleben müssen wir uns immer wieder daran erinnern, die „Warum“-Frage zu stellen – denn gerade hier ist sie extrem wertvoll.

  • „Warum machen wir dieses Projekt?“ Diese Fragen hilft es, den eigentlichen Zweck zu erkennen und nicht nur die Aufgaben, die mit dem Projekt einhergehen, abzuarbeiten. Bei (transparenter) Beantwortung gewinnen wir Klarheit über Ziele und Sinn. Dies steigert die Motivation und das Engagement aller Beteiligten.
  • „Warum wird das Produkt aus Rohöl gewonnen?“ > „Weil andere Materialien zu teuer sind“ > „Warum sind andere Materialien zu teuer?“ > usw. Das ständige „Warum“ „Darum“ „Aber Warum?“ Erscheint im ersten Moment nervig. Jedoch ist die sogenannte 5-Why-Methode ein perfektes Werkzeug um die wahre Ursache eines Problems sichtbar zu machen. Es hilft dabei, Bestehendes zu hinterfragen und Innovationen sowie Denkanstöße im Unternehmen zu pushen.
  • „Warum muss ich das machen?“ Hinterfragen von aktuellen Aufgaben vermeidet, dass diese „ohne Sinn und Verstand“ abgearbeitet werden. Das Reflektieren der täglichen Arbeit, der Aufgabenverteilung und auch der Aufgabenpriorisierung verhindert, dass im Teams wertvolle Ressourcen in unnötige und ineffektive Maßnahmen gesteckt werden und so für gewinnbringender Projekte verloren gehen.
  • Wer „Warum“ fragt, will verstehen Mitarbeitende, die Entscheidungen und Vorgehensweisen kritisch hinterfragen, zeigen, dass sie nicht nur mitlaufen, sondern das große Ganze verstehen wollen. Sie denken eigenständig und sie denken mit. Das Zulassen solcher Fragen fördert die Eigenverantwortung und das persönliche Wachstum.
  • „Warum machen wir das eigentlich immer so?“ Das Infrage stellen von gewohnten Vorgehensweisen und Routinen fördert Innovation und kreative Ansätze. Das Hinterfragen üblicher Automatismen in der Abarbeitung von Aufgaben kann Türen für neue und effizientere Lösungen öffnen.

Kurz gesagt: Im Unternehmen können die „Warum“ Fragen der Schlüssel sein, um Sinn, Effizienz und Innovation zu verbinden. Ein kleines Wort macht den Unterschied zwischen „Abarbeiten“ und „wirklich gestalten“.

Ein Plädoyer für das „Warum“

Es gibt Mitarbeitende, die sich das „Warum“-Fragen erhalten haben und sie aus einer Eigenmotivation heraus stellen. Ebenfalls gibt es wunderbare Ansätze, das „Warum“-Fragen wieder zu erlernen (beispielsweise mit einer Changemaker-Ausbildung).

Wer Unternehmen weiterentwickeln möchte, muss diese Fragen zulassen. Wer darüber hinaus eine nachhaltige Transformation fördern will, muss Team-Mitglieder dazu befähigen, diese Fragen zu stellen. Unternehmen, die diese Fragen ermöglichen und dann auch noch transparent beantworten können, werden mit kreativen und innovativen Ideen belohnt und sind bereit, sich der Zukunft zu stellen.