Bedeutet die Flächenknappheit das Ende des Wachstums?

Kurz-Interview mit Georg Starck, Country Director Germany bei Mileway

Frage: Herr Starck, Flächenknappheit schreitet bereits seit Jahren voran und der große Wettbewerb um die verfügbaren Flächen ist ungebrochen hoch. Wie ist Ihre Einschätzung der momentanen Situation?

Georg Starck: Flächenknappheit ist überall und betrifft die gesamte Immobilienbranche. Der Wettbewerb um die wenigen restlichen Grundstücke entsteht deswegen, weil seitens Kommunen, Gemeinden und Städteplanern Logistikflächen bei innerstädtischen Konzepten eine immer noch nachrangige Rolle spielen. Dabei sind gerade diese Flächen bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) stark gefragt. Und sobald wir uns näher an unsere Kunden heranwagen, wird es knapp mit der Fläche auf der letzten Meile. Es gibt zwar viele Konzepte für neue Projekte, die das Problem der Flächenknappheit in den Innenstädten angehen (bspw. mehrgeschossige Logistikimmobilien und Mikro-Hubs), doch für die Umsetzung dieser Visionen sind baurechtliche und politische Weichen noch zu stellen und eine allgemeine Akzeptanz von einem Immobilien-Mix aus Wohnen, Büro, Logistik/Lagerfläche notwendig.

Frage: Wenn Unternehmen nicht mehr wissen wohin, bedeutet das das Ende des Wachstums?

Georg Starck: Nein, auch wenn es nur wenige freie Flächen gibt, heißt es nicht, dass Unternehmen nicht kreativ mit dieser Herausforderung umgehen. Neuentwicklungen entstehen immer mehr auf Brownfields, in enger Abstimmung mit den Kommunen. Umnutzung von vorhandenen Brachflächen und Gebäuden ist eine weitere Möglichkeit, Flächen zu reaktivieren und somit auch für die Kreislaufwirtschaft einen wichtigen Beitrag zu leisten. Was aber noch wichtiger ist, die Entscheidungsspanne von Unternehmen wird immer kürzer, das heißt, wenn zusätzliche Flächen für Lagerung und Logistik benötigt werden, dann ist dies möglichst sofort umzusetzen. Strategische Planung wird somit auf das Minimum reduziert und macht lange Wartezeiten auf die passenden Flächen unmöglich. Schnell verfügbares Flächenangebot ist notwendig. Dies führt automatisch dazu, dass Bestandsimmobilien mehr in den Fokus rücken müssen. Sie sind bereits da und warten nur darauf, genutzt zu werden. Wir können diese vorhandenen Flächen optimieren, modernisieren und nachhaltig für eine bessere Flächenausnutzung zur Verfügung stellen. Die Nachfrage ist da und kann aus dem Bestand bedient werden.

Frage: Also wäre der Bestand die Lösung – welche Erfahrung haben Sie bereits machen können?

Georg Starck: Wir von Mileway zählen zum größten Bestandshalter von Immobilien für die Logistik auf der letzten Meile in Europa und nehmen das Thema der steigenden Flächenknappheit ernst. Wir hören aber auch ganz genau zu, was unsere Kunden dazu sagen und was sie sich wünschen. Unternehmen machen sich Gedanken zu den Themen ESG, CO2-Neutralität, Nachhaltigkeit – und gerade das setzten wir bei unseren Bestandsgebäuden um, damit sie weiterhin zukunftsfähig bleiben. Zahlreiche Faktoren zwingen die Unternehmen dazu, nachhaltiger zu Handeln und ihre Handlungsstrategien neu zu justieren: Pandemie, Lieferengpässe, wirtschaftliche Unsicherheiten, Krieg. Viele unserer Kunden achten mittlerweile sehr genau auf den Energieverbrauch und wir helfen Ihnen bei der Suche nach Einsparpotenzialen. Wenn Erweiterungsflächen benötigt werden, suchen wir gemeinsam nach der passenden Lösung und werden meistens fündig. Dies sind nur wenige Beispiele und Lösungen, wie mit Bestandsimmobilien umgegangen wird und die Anfragen die uns erreichen und die hohe Vermietungs- und Wiedervermietungsquote unserer Immobilien zeigt deutlich auf, das man mit bereits vorhandenen Flächen durchaus der Flächenknappheit trotzen kann.