Assistentin: Alexa wird klüger – und könnte Amazons Umsätze deutlich steigern. (Optik: Michel Becker | Dall-E)
Warum das wichtig ist?
Künstliche Intelligenz hat das Potenzial, Ihr Leben in Zukunft einfacher zu machen. Vor allem aber könnte KI die kühnsten Träume der Tech-Konzerne realisieren. Denn wenn Sie Ihre Entscheidungen künftig mit der Alexa-KI beraten, redet Amazon buchstäblich mit.
Zoomen wir einmal raus:
Im Geschäft mit Konsumenten kämpfen die Technologieriesen seit Jahren darum, die zentrale Technologieplattform unseres Lebens zu werden. Sie wollen, dass wir von dort aus Reisen planen und Hotels buchen, Trends verfolgen und Klamotten shoppen, uns um unsere Vorsorge kümmern und Versicherungen abschließen.
Denn das Plattformgeschäft ist für die großen Tech-Konzerne aus den USA und China attraktiv. Es macht Unternehmen wie Amazon, Apple und Google und ihre chinesischen Pendants Tencent und Alibaba zu sogenannten Gatekeepern: Sie entscheiden nämlich, auf wessen Seiten sie ihre Nutzer weiterleiten. Hotelketten, Händler und Finanzdienstleister zahlen dafür viel Geld. Zum Beispiel, indem sie Werbung schalten.
Mit KI-Assistenten, die zu unseren täglichen Begleitern werden, können die Technologiekonzerne weiter in unser Leben vordringen als mit jeder Plattform zuvor. Das dürfte ihre Funktion als Pförtner des Internets noch verstärken. Deshalb setzen die Konzerne so viel daran, die Chatbots zu bauen, die wir nicht mehr missen wollen.
Zoomen wir wieder rein:
Alexa ist seit mehr als zehn Jahren am Markt und hat Millionen von Wohnungen zu Smarthomes gemacht. Doch wer nun seine Lichtschalter per Sprachbefehl bedienen kann, weiß: Auch das smarteste Zuhause ist bis heute eher unterbelichtet. Und genau das soll sich jetzt ändern. So soll Alexa bei einer Verknüpfung mit der Überwachungskamera künftig zum Beispiel Fragen dazu beantworten können, was sich in den vergangenen Tagen vor der Haustür so zugetragen hat.
Amazons Gerätechef Panos Panay (Foto: REUTERS)
Unser Korrespondent Philipp Alvares hat Amazons Produktvorstellung in New York verfolgt. Er berichtet, dass Nutzer nun flüssige Gespräche mit Alexa führen und komplexe Bestellungen aufgegeben können. Ein großer Fortschritt zu den bisher doch sehr roboterhaften Gesprächen. Und einen Vorteil gegenüber Chatbots wie ChatGPT biete Alexa auch: Sie merke sich Inhalte aus früheren Gesprächen.
Die KI, die das möglich macht, kommt zum Teil von Amazon selbst und zum Teil von Anthropic. Das ist der OpenAI-Rivale, in den Amazon acht Milliarden Dollar gesteckt hat.
Was das nun mit dem Plattformgeschäft zu tun hat?
Damit Alexa Ihnen zum Beispiel ein Taxi rufen kann, will Amazon außerdem Apps von Dritten andocken und mit KI-Agenten auf externe Seiten zugreifen.
Wie das Geschäftsmodell genau aussehen soll, erklärte Amazon nicht. Unternehmensvertreter sagten, Partner könnten zum Teil am Umsatz beteiligt werden. Wenn Sie mich fragen: Am Ende zahlt etwa wieder Uber, damit es die Amazon-Kunden kutschieren darf.
Amazon-Werbung: Alexa – überall und jederzeit. (Foto: Bloomberg)
Ganz ähnliche Geschäftsmodelle und Kooperationen wie die von Amazon und Anthropic bahnen sich übrigens gerade zahlreich an. Apple partnert bei der KI für seine Sprachassistentin Siri mit OpenAI, Tencent will Deepseek in seine Super-App integrieren, und die Telekom, die schon vor einem Jahr ihr App- freies KI-Phone vorgestellt hat, arbeitet mit Perplexity zusammen.
Amazon schien in dem Rennen zuletzt schon fast abgeschlagen. Jetzt will der Konzern mit nützlichen Funktionen statt schillernder Demos aufholen. Doch Amazon hat einen Vorteil, hob Gerätechef Panos Panay hervor. Alexa kenne ihre Nutzer und deren Zuhause schon. Weil sie wisse, wo das Kinderzimmer sei, könne sie etwa diese Anweisung umsetzen: „Schalte die Musik an, ohne das Baby aufzuwecken!“ Man könnte meinen, da wird Alexa bald smarter als mancher Mitbewohner …
So viel sei an dieser Stelle verraten: Im Vergleich zu OpenAIs neuem Modell GPT 4.5 dürfte die Alexa-KI die finanziell günstigere Option für viele Nutzer sein. Unternehmenschef Sam Altman spricht von einer „Art von Intelligenz, die eine Magie ausstrahlt“, die er noch nie erlebt habe. Sie ist mit 150 Euro je 150.000 Output-Token – das entspricht gut 80.000 ausgegebenen Wörtern – aber selbst laut OpenAI-Chef teuer und kann sonst nicht so viel mehr als die bisherigen Modelle.
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