AI ist eine Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts und bietet große Chancen für unseren zukünftigen Wohlstand und eine moderne Arbeitswelt. Dieses Credo betont auch die Bundesregierung Ende 2020 mit der Fortschreibung ihrer Strategie Künstliche Intelligenz und den damit verbundenen Investitionserhöhungen bis 2025 von drei auf fünf Milliarden Euro.
In ihrer Analyse und Bewertung der deutschen Strategie zur Förderung Künstlicher Intelligenz weist die Konrad-Adenauer-Stiftung allerdings zu Recht darauf hin, dass die in Deutschland fehlende Durchlässigkeit zwischen Wissenschaft und Privatsektor in vielen Technologiefeldern zu einer mangelnden Umsetzung von Forschungsergebnissen in kommerziellen Anwendungen führt. Dieser Übergang gelingt in den führenden AI-Nationen USA und China, aber auch in Kanada oder Israel wesentlich leichter. Sie wird dort durch gezielte AI-Förderung maßgeblich unterstützt.
Ob Deutschland und Europa im internationalen Wettkampf um Talente, Daten und Rechenleistung mithalten können, entscheidet sich aber nicht allein anhand von finanziellen Mitteln. Die staatliche Förderung in Deutschland fällt gegenüber chinesischer Fördersummen im zweistelligen Milliardenbereich – in einer einzigen Großstadt wie Tijan, wohlgemerkt – ohnehin vergleichsweise gering aus. In Europa wird es vielmehr darum gehen, dass sich alle Teile unserer demokratischen Gesellschaft offen und konstruktiv mit den Potenzialen und Risiken der Künstlichen Intelligenz auseinandersetzen. Nur so können wir uns zu einer digital kompetenten und mündigen Zivilgesellschaft entwickeln.
Wie datengetriebene Anwendungen entwickelt und skaliert werden
Die Technologien der Künstlichen Intelligenz sind bei der BMW Group bereits heute ein fester Bestandteil der digitalen Transformation entlang der Wertschöpfungskette. Das AI Center of Excellence (AI CoE) sorgt für die erfolgreiche Fortsetzung und effiziente Erschließung innovativer, datengetriebener Technologien. Die Herangehensweise des Unternehmens zeichnet sich durch einen ganzheitlichen und nachhaltigen Ansatz aus, der neue Technologien nicht nur identifiziert, sondern deren Wertschöpfung unternehmensübergreifend denkt.
Transparenz, Vernetzung sowie Wissens- und Technologietransfer werden vom AI CoE innerhalb der BMW Group nach dem Nabe- & Speichen-Prinzip (Hub & Spoke) gewährleistet. Dafür verantwortet der AI Hub unternehmensweit relevante Aufgaben und ermöglicht die Wertschöpfung durch datengetriebene Innovationen in den für das Produkt oder den Prozess verantwortlichen Fachbereichen (Spokes).
Auf diese Weise ist in der BMW Group bislang ein umfangreiches Portfolio von knapp 600 Anwendungen datenbasierter Entscheidungen entstanden. Zum Beispiel der automatische Echtzeitabgleich von Orderdaten [AI-Bildverarbeitung] mit dem Modellschriftzug des produzierten Fahrzeugs, die im vorigen Jahr den Connected Car Pionier Award gewonnen hat. Oder den BMW Intelligent Personal Assistant [AI-Sprachverarbeitung], der eine natürliche Fahrzeug-Kunden-Interaktion ermöglicht. Zudem haben wir darüber die Zukunftsinnovationen wie Quantum Technologies auf dem Radar.
Und durch die Veröffentlichung von Codes ausgewählter Anwendungen kommt die innerhalb der BMW Group entwickelte AI, beispielsweise für die Objekterkennung, auch außerhalb des Unternehmens zur Anwendung. Die veröffentlichten Algorithmen können von Software-Programmierern weltweit eingesehen, verändert und weiterentwickelt werden, wovon auch die BMW Group nachhaltig profitieren wird.
Im Rahmen dieser Prozesse ist die unternehmensweite Transparenz ein wichtiger Schritt zur Entwicklung vertrauenswürdiger AI. Sie bildet aus unserer Sicht die Basis eines gesellschaftlichen Bewusstseins für den sensiblen Umgang mit AI-Technologien und ist Teil des Ethik-Kodex zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz der BMW Group.
Daten und AI Kompetenzausbau ist entscheidend für zukünftigen Erfolg
Um auch weiterhin auf dem Feld datengetriebener Technologien im internationalen Wettbewerb erfolgreich und innovativ agieren zu können, ist der unternehmensweite Kompetenzausbau von entscheidender Bedeutung. Hierfür erschließt die BMW Group AI-Expertise durch wettbewerbsfähiges Recruiting und treibt die notwendige technologische Transformation voran.
Ein ganzheitlicher Gewinn für das Unternehmen stellt sich nur ein, wenn wir kontinuierlich unsere Mitarbeiter in ihrer Fachkompetenz abholen und für datengetriebene Anwendungen weiterqualifizieren. Hierfür bilden wir interdisziplinäre Teams aus AI-Experten und Mitarbeitenden der unterschiedlichen Fachbereiche. Nur durch den übergreifenden und engen Austausch können technologische Chancen zu Wissen reifen und das Knowhow der Mannschaft unseren Weg für die Zukunft bereiten.
Die AI-Entwicklungen werden uns nicht nur jetzt beschäftigen, sondern langfristig und mit steigendem Tempo begleiten. Die einhergehenden Herausforderungen wird man nicht in einem Sprint meistern. Für die erfolgreiche Umsetzung von AI Anwendungen braucht man die Ausdauer vergleichbar derer eines Marathons. Und für die nachhaltige Integration innovativer Technologien die notwendige Ausdauer eines Triathlons.
Denn nur wenn wir uns stetig verbessern, die Transformation gestalten sowie die Technologieintegration beschleunigen, werden wir uns im internationalen Wettbewerb behaupten. Oder um es mit den Worten von Grame Wood zu sagen: „Change has never happened this fast before, and it will never be this slow again.“